Nach dem Desaster mit dem "Chill Factor" wandten wir uns wieder entfernteren Gefilden zu und besuchten die wie üblich bis auf den letzten Platz gefüllte Sneak-Preview im Bückeburger "Residenz". Irgendwie konnte ich mir so gar nicht vorstellen was laufen würde und als Frank auch noch von dem tollen "Marlene"-Film schwärmte machte ich mich auf eine ruhige Sneak gefaßt.
Doch es wurde Gott-sei-Dank düsterer ...
1799 werden Geständnisse noch per Folterung erpreßt, und das nicht nur in der alten Welt. Auch im New-York auf der Kippe zum Jahr 1800 sind Gangster einer bisweilen sehr rigorosen Justiz ausgesetzt. Der junge Constable Ichabod Crane (Johnny Depp) sieht die Sache schon ein wenig anders. Er setzt - sehr zum Verdruss seiner Vorgesetzten und der örtlichen Richter - auf neue Methoden der Beweisführung. Indiziensuche und chemische Auswertungen von Spuren des Tatorts sind seine Waffen im Kampf gegen das Verbrechen.
Leider kann er sich damit nicht durchsetzen und wird zum "Bessern" und zum Beweis seiner modernen Kriminalistik in das drei Tage von New York entfernte, verschlafene Dorf "Sleepy Hollow" geschickt. Er soll dort drei mysteriöse Morde aufklären, bei denen die Opfer allesamt Ihrer Köpfe beraubt wurden.
In dem Dorf ist man zunächst erfreut über Ichabods Erscheinen - besonders die kleine Katrina Van Tassel (Christina Ricci) scheint auf den jungen Mann ein Auge geworfen zu haben. Doch als der strebsame Polizist mit den Ermittlungen beginnt, stößt er zunehmend auf Verschlossenheit ...
Tim Burton ist nicht gerade dafür bekannt, geradliniege Mainstreamfilme zu machen. Mainstream vielleicht, man kann im jedenfalls einen gewissen komerziellen Erfolg nicht absprechen, aber es sind oft dunkle bis düstere Visionen, die da auf die Leinwand gezaubert werden. Mal actiongeladen wie in "Batman", mal melancholisch wie z.B. in "Edward mit den Scherenhänden".
In dieser Linie liegt auch "Sleepy Hollow". Die Farben des ganzen Films sind eher im Bereich grau/schwarz angesiedelt und allein dadurch wirkt es zuweilen gruselig. Burton gelingt es natürlich nicht nur durch die Cholorierung Spannung zu erzeugen, die komplette Inszenierung incl. der aufwendig und detailverliebten Ausstattung des alten Dorfes trägt immens dazu bei, eine bedrohliche und manchmal beunruhigende Stimmung aufkommen zu lassen.
Johnny Depp, der mir als Schauspieler so ganz und gar nicht liegt - will sagen, ich kann ihn nicht leiden -, macht seine Sache ausgesprochen gut. Ging mir in "Edward mit den Scherenhänden" sein bedröppelter Pudelblick spätestens beim zweiten Ansehen gehörig auf die Nerven, so paßt diese Mimik hervorragend zum verunsicherten und mit den Mächten des Bösen ganz und gar unvertrauten Ichabod Crane. Seine Wandlung vom forschen, seiner Sache sehr sicheren Polizisten zum eingeschüchterten, fast machtlosen Spielball gelang glaubwürdig. Auch das Widerfinden seiner Fassung nachdem die Zusammenhänge durchschaut sind, ist gelungen.
Etwas abfallen tut dagegen Christina Ricci. In "The Opposite Of Sex war sie neben Lyle Lovett der Grund zum Bleiben, hier ist ihr Spiel ein wenig zu eintönig und mir wurde ihre Motivation auch nicht so recht klar. Hervorzuheben noch der wirklich fiese Christopher Walken als hessischer, kopfloser Reiter. Wirklich gemeine Maske in einer leider schauspielerisch recht anspruchslosen Rolle. Trotzdem hat gerade er mir am meisten Spaß gemacht :-)
Durch und durch ein Burton-Film würde ich sagen, der eine düster-gruselige Atmosphäre schafft und manchmal ein wenig zu deutlich die Ermordeten zeigt, wodurch sich der ein oder andere zartbesaitetere Zeitgenosse womöglich angeekelt fühlt. Ich habe mich auf jeden Fall köstlich unterhalten und eine nette Gänsehaut auf dem Rücken gehabt.
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