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Borat

gesehen: 05.11.2006 (Kinoplex - Bad Oeynhausen)

Ali G. in da House! Sacha Baron Cohen hat mir vor 4 Jahren im Kino schon ganz gut gefallen. Der Trailer und das Begleitmaterial zum neuen Film des britischen Comedians haben mir schon Tränen in die Augen schießen lassen ...

Zum Inhalt ...

Borat (Sacha Baron Cohen) und sein Produzent machen sich auf in die USA um "Kulturelle Lernung von Amerika um Benefiz für glorreiche Nation von Kasachstan zu machen". Dazu werden verschiedene Interviews mit Perönlichkeiten aus Politik und öffentlichem Leben geführt sowie Benimmkurse besucht und ganz allgemein ein wenig rum geschnuppert. Wo ginge das besser als in dem kulturellen Schmelztiegel überhaupt: New York.

Soweit läuft alles gut ... bis Borat im Fernsehen eine Folge "Baywatch" sieht und sich auf der Stelle in Pamela Anderson verliebt. Fortan ist seine Konzentration auf seinen Auftrag nachhaltig gestört und nur der Gedanke an Pamela und der Wunsch sie zu heiraten treibt ihn um.

Hmm ...

Schon als britischer Homi Ali G. gefiel mir Sacha Baron Cohen sehr gut. Mehr habe ich aufgrund MTV-Verweigerung aber leider auch nicht von diesem Komiker mitbekommen. So war mir seine Figur "Borat" auch gänzlich unbekannt, bis ich diese nette Werbepostkarte mit dem eigenwilligen Badeeinteiler und einer Reihe sehr ansehnlicher junger Damen im Briefkasten hatte. Danach war das Interesse geweckt und Trailer waren ab da auch im Kino zu bewundern.

Zunächst bekommt der Zuschauer derbsten Humor geboten, der zwar unweigerlich zu lauthalsem Lachen provoziert, man sofort danach aber einen großen Kloß runter schlucken muß. Cohen trägt verdammt dick auf und die Reaktionen aller möglichen Gruppierungen auf den Film sprechen denn auch eine deutliche Sprache. Nicht jeder kann über sich selbst lachen und womöglich ist das von Cohen auch gar nicht beabsichtigt.

Sobald Borat seine Heimat verlassen hat, verlagert sich der Humor auf eine andere Ebene, nicht mehr plumpe Zoten wie in Kasachstan, sondern das gezielte Vorführen uneingeweihter Gesprächspartner sorgt nun für teilweise ungläubiges Staunen. Vielfach zeigen Borats "Opfer" eine erstaunliche Selbstbeherrschung, wenn er nicht nur in Fettnäpfchen tritt, sondern diese auch noch mit Ansage selbst auslegt.

So etwa der aus dem Trailer bekannte Autoverkäufer, der bemerkenswert ruhig bleibt, wenn Borat nach möglichen Schäden an einem Geländewagen fragt, der eine Gruppe Zigeuner quert. Auch ein Waffenhändler bleibt bravourös gelassen, als sich der kasachische Reporter mit Selbstverteidigungswaffen für einen ganz speziellen Zweck eindecken möchte. Eigentlich benehmen sich die meisten der mehr oder weniger Freiwilligen Komparsen völlig normal. Einige wenige ziehen jedoch gehörig vom Leder, wenn ihnen die Vorlagen von Borat mundgerecht serviert werden.

Und genau diese Sequenzen sind das Geniale an dem Film. Hier wird der Kalauer zur ganz ganz bösen Satire und das Gröhlen im Saal weicht einem dumpfen "Uhhh ...". Es ist erschreckend, was manche Leute da von sich geben. Noch erschreckender ist es, wenn genau diese Leute nach dem Film anfangen zu klagen und lamentieren, sie hätten ja nicht gewusst, in welchem Kontext ihre "Darbietungen" benutzt werden. Da kann man nur sagen: "Umso schlimmer!"

Diese enthüllenden Stellen machen den Film wirklich sehenswert, die derben Zoten sind meist gelungen, sehr langatmig ist dagegen alles, was zur Spielhandlung gehört. Wie Borat mit seinem Produzenten durch die Lande zieht und sich nach Pamela Anderson verzehrt interessiert wirklich keine Sau. Allerdings kommt man ohne diese Atempausen wahrscheinlich auch mit Zwerchfellkrämpfen aus dem Kino. Ich war jedenfalls noch nie in einer Vorstellung, in der so gewaltig gelacht, getrampelt, gejohlt und geklatscht wurde.

Stellenweise entlarvende und kritische Beobachtung von sehr fragwürdigem Gedankengut, mit sehr derbem Humor nicht geizende Klamotte, die fast durchgängig unterhält und beim zweiten Blick zum Nachdenken anregt. Sehenswert.

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