Der Trailer zu "300" ist das Coolste, was ich seit langem im Kino gesehen habe. Beim ersten Sehen stand mir der Mund offen. Selbstredend musste ich *diesen* Film sehen! Durch die vielfach wirklich miesen Kritiken im Vorfeld, waren meine Erwartungen allerdings ein klein wenig herunter geschraubt. Ob das nötig war, wird sich zeigen ...
Die Perser schicken sich an Sparta zu erobern. Doch König Leonidas (Gerard Butler) ist gar nicht von dem Gedanken angetan, das Feld einfach so zu räumen. Der persische Gesandte, welcher die Aufforderung zur Kapitulation überbringt, überlebt seinen Auftrag genauso wenig, wie seine Begleiter. Leonidas schart seine 300 besten Krieger um sich, um entgegen den Anweisungen des Orakels einen Wall gegen die Perser zu errichten
An den Thermopylen warten die Spartaner auf Xerxes (Rodrigo Santoro) riesiges Heer. In einer Schlucht verbarikadieren sie sich und leisten erbitterten Widerstand ...
Die Vorlage für Zack Snyders Kinospektakel lieferte Frank Millers Mini-Comic-Serie. Wie schon in "Sin City" ist Miller wenig kompromißlos in der Darstellung. Und Snyder setzt das eins zu eins auf die Leinwand um. Und so ist denn auch vieles gewaltig überzogen.
Snyder arbeitet mit Zeitlupen an allen möglichen und unmöglichen Stellen. Benutzt wilde Kameraperspektiven und eine einfache Sprache. Lang erklärt wird nicht. Der Zuschauer wird mitten ins Geschehen geworfen. Kurz wird lediglich der Hauptcharakter Leonidas mit einer Vita versehen, der Rest der Spartiaten (heißt es nicht "Spartaner"?) unterscheidet sich nicht wesentlich vom König und braucht kein Eigenleben.
Nachdem schnell noch die Beziehung zu seiner Königin in einem irgendwie in die Geschichte geratenen Zeitlupen-Beischlaf geklärt wird, bricht die lendenbeschurzte Kriegertruppe auf, um das Land zu beschützen. Das ist nicht besonders spannend gemacht und ehrlich gesagt, fand ich es auch nicht nachvollziehbar. Damit wären wir auch schon beim Manko des Films: es passiert einfach alles und die Erklärung ist, dass die Spartaner eben so sind. Genau aus dem Grund ist auch alles, was abseits des Schlachtengetümmels passiert, stinklangweilig. Es erklärt nichts, es bringt den Film nicht nach vorne und es interessiert auch niemanden.
Demgegenüber steht die begeistende Optik. Die körnigen Bilder in trockenen Sepiafarben unterstreichen die Härte der Kämpfe. Das Gezeigte ist auf das Wesentliche reduziert, detailiert zwar, aber nicht als Mittel zum Zweck. In manchen Szenen dachte ich, ich sehe ein Theaterstück. Nur das im Theater nicht so explizit drauf gekloppt wird. Bei "Dawn of the dead" sammelte Snyder Erfahrungen mit abgetrennten Gliedmaßen. Jedoch ohne dies derart ... naja ... "schön" ist wohl nicht das richtige Wort dafür, in Szene zu setzen.
Detailreich, perfekt gestylt, klasse fotografiert. Trotzdem ist das Auge nach einiger Zeit müde. Denn es ändern sich nach einer halben Stunde nur noch die Einstellungen. Neues kommt nicht dazu. Und die Geschichte ist einfach nicht dick genug um Spannung aufzubauen und über die nicht weg zu diskutierenden Längen zu helfen. Da helfen auch die eingestreuten Freaks nicht. Mir hätte es voll und ganz gereicht, wenn sich antike Muskelmänner die Köpfe ein- und die Arme abgeschlagen hätten. Da müssen nicht noch irgendwelche Quasimodos mitmischen. Zumindest nicht solche offensichtlichen. Wenn man damit deutlich machen wollte, dass in Sparta nur die Gesunden weiter kamen, dann hätte das subtiler geschehen können. Richtig störend fand ich dann den Henker Xerxes ... die Mischung aus Krabbe und Mensch. Das passte zu dem ansonsten halbwegs "realistischen" Film überhaupt nicht.
Ein sehr zwiespältiges Kinoerlebnis. Optisch ein absoluter Leckerbissen, ist die Story der ganz große Knackpunkt. Unspannend und länglich ohne Identifikationsmöglichkeiten. Da fällt es schwierig, ruhig sitzen zu bleiben in der Zeit zwischen den Gemetzeln. Es tut mir in der Seele weh, nach dem grandiosen Trailer sagen zu müssen: den Film kann man sich auch auf DVD angucken. Allerdings wird man dann auch noch der optischen Wucht beraubt und kann eigentlich gleich ganz darauf verzichten.