Ein besonderes Feature lockte mich und Markus an diesem regnerischen Mittwochabend ins naßkalte Bückeburg: Das Residenz veranstaltete eine Doppelsneak. Statt wie üblich um 23.00 Uhr begann die doppelt so lange Vorstellung diesmal schon um 22.00 Uhr. Wir hofften auf "Toy Story 2" und "The Three Kings", aber auch "Anatomie" schien nicht ganz ausgeschlossen. Eigentlich konnte nichts schiefgehen, nur Markus würde sich eventuell den bereits letzten Mittwoch im Kinopolis gelaufenen "Bone Collector" womöglich doppelt ansehen ...
Gesittet füllte sich der Saal und sehr pünktlich begannen die Trailer zu Filmen wie "Der 200-Jahre Mann" (Welcher sich nach 30 Sekunden als Verfilmung der genialen Isaac Asimov Geschichte entpuppte.) mit Robin Williams als fühlender Roboter und dem deutschen Uni-Schocker "Anatomie".
Als dann der bekannte Kurzfilm mit den zwei springenden Lampen der Firma Pixar begann, war klar, welcher der erste Film des Abends werden würde ...
4 Jahre sind vergangen und Andy, der Besitzer von Woody, Buzz und den anderen Spielzeugfreunden, ist älter geworden und spielt nicht mehr ganz so mit seinen Actionfiguren wie früher. Vor der jährlichen Fahrt ins Zeltlager ist Andy allerdings noch einmal "richtig in Fahrt" und Woody ist teilweise recht lädiert. Mit dem halb abgerissenen Arm verlockt Woody natürlich nicht zum Spielen und wird so das allererste Mal von Andy allein gelassen. Als Andys Mutter bei einem Garagenverkauf ausgemustertes Spielzeug verkaufen will, gerät auch Woody auf den Verkaufsstand. Ein fanatischer Sammler entdeckt den lädierten aber "vollständigen" Cowboy.
Es stellt sich heraus, daß Woody ursprünglich zu einem Set von Spielzeugfiguren - der Roundup-Gang - gehörte, das nun, sollte es vollständig sein, für viel Geld an ein japanisches Museum verkauft werden könnte. Woody ist hin- und hergerissen zwischen seinen alten Freunden und der Verpflichtung zu seinen Kollegen aus der Gang zu stehen. Es gelingt der Gang - allen voran die forsche Jessie (Joan Cusack) - Woody zu überreden.
Woody entschließt sich also, der Gang zu helfen und bei ihnen zu bleiben. Doch da sind auch noch Buzz und die anderen Freunde aus Andys Kinderzimmer, die Woody nicht so einfach ziehen lassen wollen und eine Rückholaktion starten! Und plötzlich fühlt sich auch Woody nicht mehr 100% wohl mit seinem Plan ...
4 Jahre ist es her, daß die PIXAR-Studios den Überraschungserfolg "Toy Story" in die Kinos brachten. In diesem vollständig computeranimiertem Film - dem ersten dieser Art, der Nachahmer z.B. in "AntZ" oder "Das große Krabbeln" fand - bekamen der Spielzeugcowboy Woody (gesprochen von Tom Hanks) und seine Freunde nach anfänglichen Querelen einen neuen Freund in der Action-Astronauten-Puppe Buzz Lightyear (gesprochen von Tim Allen).
"Toy Story 2" zeigt nun, was alle kleinen Kinder schon wissen: ihr Spielzeug ist unglücklich, wenn man sich nicht darum kümmert. Der kleine Quietsche-Pinguin ist traurig, weil er wegen seiner heiseren Stimme ins oberste Regal verbannt und keines Blickes mehr gewürdigt wird. Wie schon im ersten Teil machen einem dies die animierten Spielzeuge viel deutlicher als ihre Eigentümer aus Fleisch und Blut. Die menschlichen Wesen haben im zweiten Teil aber auch wesentlich mehr Präsenz wodurch die Fortsetzung ein kleines bißchen weniger Charme versprüht als der erste.
Teil 2 wirkt "erwachsener" ist dabei aber kein bißchen weniger witzig. Detailverliebt und unglaublich real präsentieren sich die Abenteuer der sympathischen Toys. Zwar sind die Animationen nach den anfangs schon genannten Insektenspektakeln nicht mehr so verblüffend wie vor 4 Jahren, aber die immerjunge Story von Freundschaft und Heldentum sowie die liebevolle Ausarbeitung der Charactere lassen den Kinobesuch zu einem Genuss werden. Die perfekten Animationen in Verbindung mit der Schaffung komplexer Lebensgeschichten für jedes einzelne der agierenden Spielzeuge, tun ein übriges um völlig vergessen zu lassen, daß Woody, Buzz und Konsorten nicht real sind.
Zum Schluß gibt's - wie zur Zeit so üblich - noch die Outtakes, die Fehler und nicht veröffentlichten Szenen. Hier natürlich extra generiert und darum vielleicht doppelt erbaulich. Also unbedingt sitzenbleiben, man merkt schon wann wirklich Schluß ist!
"Toy Story 2" ist ein modernes Märchen nicht nur für die kleinen Kinobesucher sondern auch für die junggebliebenen Erziehungsberechtigten mit vielen Anspielungen auf "die gute, alte Zeit". Animationstechnik auf dem letzten Stand der Technik, witzige Dialoge, heldenhafte Hauptfiguren und rührige Dramatik rechtfertigen jede Mark des Eintrittspreises.