Gerade aus Münster zurück, war ich noch etwas müde und hatte dementsprechend keine Lust, schon wieder 'auf die Piste' zu gehen. Da meine Freundin leider keine so große Kinogängering bzw. Videoguckerin ist, nahm ich ihr Angebot doch einen Film zu gucken natürlich mit Kußhand auf :-) Allerdings bei ihr, und sie hat keinen Videorecorder ... Aber was tut man nicht alles, also los, alle Kabel ab, die Verstärker hochgehoben, den Receiver beiseitegestellt, ah ja, da kommt der Videorecorder aus dem Rack. Im Zimmer sieht es aus wie Kraut und Rüben, ob ich das je wieder alles zusammen gesteckt bekomme?
In der Videothek mußte ich natürlich wieder an der Theke fragen, ob der gewünschte Film ausgeliehen ist, ebenso natürlich war er es nicht, nur die Karte war nicht einsortiert :-( Was machen Aushilfsvideothekare eigentlich den ganzen Tag? Michael (Brad Renfro/Brad Pitt), Tommy (Jonathan Tucker/Billy Crudup), Lorenzo (Joseph Perrino/Jason Patric) und John (Geoffrey Wigdor/Ron Eldard) leben 1967 in 'Hells Kitchen', einem Ghetto der Großstadt welches von King Benny (Vittorio Gassmann) quasi regiert wird. Sie sind unbekümmerte, 12 - 14 jährige Kinder, die nichts als Flausen im Kopf haben. Auf den Dächern der Stadt in der Sonne liegen, an Hydranten duschen und ab und zu für King Benny ein paar Botengänge erledigen. Alle gehen in die Kirche des Pfarrers Bobby (Robert DeNiro) und helfen dort als Ministranten bei den Gottesdiensten. An einem herrlichen Sonnentag wendet sich das Schicksal gegen die Junegn. Sie beschließen ein aletes Spiel zu spielen. Dem Hotdogverkäufer ein paar seiner Würstchen abgaunern. Doch dies eine Mal klappt das Spielchen nicht, es kommt zu einer Verfolgungsjagd durch die Stadt und im Gedrängel rollt der schwere HotDog-Verkaufsstand eine Treppe hinunter und erschlägt dort einen Passanten. Die vier Freunde sind entsetzt! Das hatte niemand beabsichtigt, trotzdem werden alle zu einem Aufenthalt zwischem einem und ein einhalb Jahren in einer Jugendbesserungsanstalt verurteilt. Die Bedingungen in der Besserungsanstalt sind alles andere als angenehm und schon bald bekommen es die Jungen mit den 'Älteren' zu tun. Während einer Prügelei im Essenssaal machen sie das erste Mal Bekanntschaft mit dem Wärter Sean Nokes (Kevin Bacon). Er zwingt sie das verschüttete Essen vom Fußboden zu essen! Ein anderer Wärter kommt jedoch hinzu und verweist Nokes des Platzes. Das hilft den Vieren allerdings nur für den Augenblick, denn schon in der gleichen Nacht, kommt Nokes mit ein paar befreundeten Wärtern und holt die Jungen zu sich. Im Keller der Haftanstalt weden sie windelweich geprügelt. Von nun an sind Folterungen, Vergewaltigungen und ähnliche Schikanen an der Tagesordung. Die Gewalttätigkeiten gipfeln im Tod des schwarzen Mitinsassen Grisso nach einem Footballspiel 'Wärter gegen Insassen', welches die Kinder unglücklicherweise gewinnen. 1968 ist das Jahr der Entlassung, die Freunde beschließen das Geschehene nicht nach außen dringen zu lassen und niemandem darüber zu erzählen. 1981 treffen zwei der Jungen, mittlererweile zu Gangchefs und Auftragskillern geworden, den ehemaligen Peiniger Nokes wieder und erschießen ihn kaltblütig. Die beiden werden verhaftet und vor Gericht gestellt. Michael ist nach seiner Entlassung nicht auf die schräge Bahn geraten und hat sich zum Staatsanwalt hochgearbeitet. Er setzt alles daran, den Fall zu bekommen, was ihm auch gelingt. Zusammen mit Lorenzo, der bei einer kleinen Zeitung arbeitet, hat er allerdings alles andere als die Verurteilung der zwei Freunde im Sinn ... Warum habe ich den Film nur nicht im Kino gesehen?? Die Vorschauen haben mich damals wohl irgendwie nicht so besonders angesprochen. Völlig unverständlich, wie sich jetzt herausgestellt hat. Der Film ist unglaublich dicht erzählt, jedes Detail hat seinen Sinn und wird später wieder aufgegriffen. Ähnlich gut erzählt ist meiner Meinung nach nur noch 'The Shawshank Redemption' mit Tim Robbins, der ja zumindest vom Gefängnis her das gleiche Thema hat. Die Darsteller, allen voran die Kinder, sind hervorragend. Endlich mal ein Film, der bekannte Hauptdarsteller hat, die die meiste Zeit nicht mitspielen ;-) Zu DeNiro braucht man nicht viel erzählen, den hin- und hergerissenen Priester nimmt man ihm in jeder Minute ab. Eine sehr gute (wenn auch nur kurze) Figur macht wieder einmal Dustin Hoffmann. Wie er vom weichen, drogensüchtigen Anwalt im Verlauf des Prozesses immer sicherer und stärker auftritt ist wirklich sehenswert. Die Gewalttätigkeit in diesem Film wird auf sehr versteckte Art gezeigt, niemals sieht man tatsächlich die eigentliche Tat. Es sind die Folgen der Folterungen und die Verzweiflung in den Gesichtern der Kinder die den Zuschauer mitnehmen. Also, wer den Film im Kino bisher nicht gesehen hat, macht einen großen Fehler, wenn er ihn auf Video auch noch verpaßt! Sicher nichts um zwischendurch mal ein Eis zu essen und den lieben Gott einen guten Mann sein zu lassen, aber großartiges Kino, mit dem man sich auch nachher ruhig noch etwas beschäftigen kann. |