Also gut. Ich startete einen neuen Versuch im "Capitol" den oscarüberhäuften Film von John Madden zu genießen. Merkwürdigerweise läuft "Shakespeare in love" - wenn ich mich recht erinnere - ja bereits ohne Unterbrechung seit dem Bundesstart im schnuckeligen Bielefelder Kino. Es wurde bereits gemutmaßt, daß man damit versucht die Besucherzahlen in den Keller zu drücken.
Trotzdem wollte ich gerade diesen Film lieber in einem entsprechenden Ambiente statt im CinemaXX ansehen. Um nicht wieder Gefahr zu laufen, zu früh zu sein und minutenlang warten zu müssen (und weil ich von einer "Einzelvorstellung" aufgrund der langen Laufzeit ausging), kam ich zusammen mit Alex erst um kurz vor 20.00 Uhr ins Kino. Wir wurden *wirklich* freundlich begrüßt (ich glaube doch an eine "Vorwarnung" <stichel>) und gingen in den - oh Wunder - halbwegs gefüllten Saal.
Trotz feinstem Wetter und Wochenende waren ungefähr 40 Besucher im Capitol - zumeist älteren Semesters. Wir hatten trotzdem noch die freie Auswahl bezüglich der Sitzplätze und genau in der Mitte des Saales warteten wir darauf, daß sich der - diesmal ordnungsgemäße Vorhang - öffnete.
Naja, er war offen, ich wollte nur nochmal sticheln. Hoffentlich kann ich noch öfter in diesem Kino auf den Filmbeginn warten. Im Moment sieht es tatsächlich nicht danach aus. Der fehlende Teppich in den Gängen deutet entweder auf eine bevorstehende Renovierung oder ein nahendes Ende hin ... Schade.
Was macht ein Schriftsteller mit einer Schreibblockade? Er geht zu seinem Psychiater. Dieser rät Will Shakespeare (Joseph Fiennes) sich nach einer neuen Muse umzusehen. Denn nachdem der völlig mittellose Jungkünstler seine Frau und zwei Kinder verlassen hat und er bei den ortsansässigen käuflichen Damen keine neuen Inspirationen mehr bekommt, fließt bei ihm auch kein vernünftiger Satz mehr aus seiner Feder.
Und tatsächlich, ein seiner neuesten Flamme Rosaline (Sandra Reinton) verehrter Armreif mit seinem Namen, scheint den Durchbruch zu bringen. Es klappt wieder mit dem Schreiben. "Romeo und Ethel, die Piratentochter" soll den Geschmack der Zeit und nicht zuletzt den der Königin Elisabeth (Judi Dench) treffen. Die ersten Akte der Komödie sind schnell zu Papier gebracht und die Idee einem der beiden verfeindeten örtlichen Theaterleiter verkauft.
Allein die Schauspieler fehlen noch. Zumindest solche nach dem Geschmack Shakespeares. Die Geldgeber sind bereits drauf und dran, das Theater während der peinlichen Proben zu schließen, da taucht der energische Mime Ned Alleyn (Ben Affleck) mit seinen Freunden auf. Schnell ändert Shakespeare den Titel des Stückes zu "Mercutio" um den affektierten Ned zur Übernahme der Rolle und zum Mitspielen zu bewegen.
Fehlt nur noch ein passender Romeo ... Dieser wird gefunden in Person von Thomas Kent (Gwyneth Paltrow). Doch ist er nicht einfach so bereit mitzumachen. Nach dem Vorsprechen muß Will ihn bis zu einem angesehenen Haus verfolgen um dort mit Kents Tante zu verhandeln. Hier sieht er erstmals Viola de Lesseps (Ebenfalls Gwyneth Paltrow), die Tochter des Hauses, und verliebt sich stehenden Fußes in sie.
Dumm nur, daß ein armer Schriftsteller weder angesehen noch erwünscht in solchen Kreisen ist. Dumm auch, daß es sich bei Thomas Kent um eben jene Tochter handelt, die als Viola zu jener Zeit auf keinen Fall schauspielern darf und die sich daher als Mann verkleidet in dem Theater zum Vorsprechen eingeschlichen hat. Noch unglücklicher ist jedoch, daß Viola dem finanzschwachen aber adeligen Lord Wessex (Colin Firth) versprochen ist.
Will hat also genug Probleme neben seinem unvollendeten Theaterstück, die sich aber gerade dort nach und nach niederschlagen und das Ganze immer weiter von einer Komödie entfernen ...
Was wurde uns denn hier präsentiert? Ich bin immer noch ganz verblüfft. Eine wundervolle Liebesgeschichte zunächst einmal; angesiedelt 400 Jahre in der Vergangenheit und doch ganz und gar nicht angestaubt. Tragisch wie alle guten Liebesgeschichten, aber mit viel viel Humor und Augenzwinkern erzählt. Bekanntermaßen habe ich wirklich gar nichts für Schmonzetten übrig, konnte mich hier jedoch keine Minute dem Charme der Geschichte entziehen.
Zwar ist alles erfunden, aber was solls? Wie Shakespeare sich verliebt, seine Muse in Viloa findet, diese unglückselige "reale" Liebesgeschichte in seine Komödie einflechtet und dadurch quasi ein Film im Film erzählt wird, ist einfach grandios. Mit zunehmenden Fortschreiten des Films werden die in Shakespeares Stück zitierten Szenen aus seinem Privatleben häufiger und schneller, um später bei der Premierenvorstellung so gut wie ineinander überzugehen. Vom Feinsten!
Das alles wird präsentiert von einer Schar Schauspieler denen das ganze Stück wie auf den Leib geschneidert paßt. Man nimmt Gwyneth Paltrow die verliebte Viola in jedem Augenblick ab und selbst als Thomas Kent steht sie mit Bravour ihren Mann. Die Nebenrollen sind ebenso hochkarätig besetzt; als Beispiel seien hier nur Ben Affleck als die Diva "Mercutio" und Judy Dench als Queen Elisabeth genannt.
Ein Film der mich *richtig* begeistert hat! Sagt was ihr wollt ...