"Saw" habe ich seinerzeit nicht im Kino gesehen, sondern nur auf dem Laptop auf DVD in einem kleinen Hotelzimmer während eines Seminars. Das hat mir allerdings schon gereicht um mich ein paar Mal unbehaglich im Zimmer umzugucken. Klarer Fall also, dass ich mir den Nachfolger im Kino nicht entgehen lasse!
Eric Mathews (Donnie Wahlberg) ist demotiviert und lustlos. Seine Frau hat ihn wegen einer Affäre mit seiner Kollegin Kerry (Dina Meyer) verlassen und er vergräbt sich hinter seinem Schreibtisch. Nirgends mehr etwas von dem harten, mit zahlreichen Orden dekorierten Cop Mathews. Erst als er von Kerry zu einem neuerlichen Tatort des Serienmörders "Jigsaw" (Tobin Bell) gerufen wird, ändern sich die Dinge.
Jigsaw fordert ausdrücklich die Anwesenheit Mathews bei den Ermittlungen. Halbherzig nimmt sich dieser der Sache an - bis ihm eine heiße Spur auffällt, die die Ermittler tatsächlich direkt zum Versteck des verrückten Killers bringen. Zu einfach! Für Jigsaw war dies nur der Anfang seines perversen Plans und er präsentiert den Ermittlern eine Phalanx von Monitoren. Diese zeigen jeweils einen Raum eines heruntergekommenen Hauses - incl. der darin eingeschlossenen Personen! Und alle haben nicht mehr lange zu leben, denn das Gift, welches sie mit jedem Atemzug in ihre Lungen befördern tötet sie innerhalb von 2 Stunden ...
Der erste Teil war 2005 eine wirklich derbe Überraschung. Eine klaustrophobische Einstellung und ganz üble Spielchen haben "Saw" zu einem nervenzerfetzenden Schocker gemacht - und das ohne ein nennenswertes Budget. Klar, dass es da eine Fortsetzung geben musste! Regisseur Darren Lynn Bousman kann bei seinem Sequel auf die Schreibkünste von Leigh Whannell zurückgreifen, welcher zusammen mit dem Regisseur des ersten Teils James Wan auch für die Geschichte verantwortlich zeichnete.
Aber eben nur er allein und so ist die Story auch deutlich mainstreamiger. "Saw 2" ist immer noch sehr hart und stellenweise ziemlich unkorrekt, aber nach dem ersten Teil erwartet der Zuschauer genau das und wird nicht überrascht sein. Davon abgesehen geht es sehr geradlinig und vorhersehbar zu. Große Ansprüche werden ans Publikum nicht gestellt. Die Eingesperrten laufen immer genau dorthin, wohin sie den Genreregeln nach laufen müssten und kommen auf die simpelsten Lösungen nicht. Mit der Nagelkeule drauf hauen ist für's Publikum natürlich deutlich unterhaltsamer, als in Ruhe zu überlegen und das Rätsel zu lösen.
Passend dazu wird den Darstellern auch nichts abverlangt. Tumb von den Handlungen, da darf man auch ordentlich tumb aus der Wäsche gucken und die Zähne blecken oder die Augen aufreissen - je nachdem ob man Wolf oder Schaf ist. Hier kann man wirklich nur den Ex-New-Kids-On-The-Block-Sänger Donnnie Wahlberg und seinen Gegenpart Tobin Bell etwas herausheben. Die beiden bekommen als einzige vom Drehbuch ein wenig Leben zugestanden und sind auch in der Lage etwas davon nach draußen zu vermitteln. Weit entfernt von Charakterdarstellung, aber immer noch deutlich mehr, als der Rest der Beteiligten leisten muss und kann.
Der Genrefan wird also bedient und nicht überfordert. Dabei ist "Saw 2" vielleicht ein wenig überdurchschnittlich in der Inszenierung. Das dreckige Haus, die böse erdachten Fallen, macht alles ordentlich Spaß und wirkt nicht billig. Gegen Ende werden die Kenner des ersten Teils noch mal gehörig bedient und die Story schlägt ein paar tatsächlich unerwartete Haken - mit denen man wirklich nicht gerechnet hat.
Blutig, durchgängig spannend und mit einem schicken Twist am Ende. Der Film ist sehr solide, im Genre leicht überdurchschnittliche Kost, die jedoch längst nicht die Klasse des ersten Teils hat. Freuen wir uns schon mal auf den dritten Teil ...