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(31.09.98 / Warner Kino 7 / Centro)

Der Pferdeflüsterer

So ein Tag im CentrO schlaucht ganz schön, sowohl die Beine, als auch den Geldbeutel. Nichtsdestotrotz mußte ich natürlich dem dortigen Kino einen Besuch abstatten welches mir dafür mit einem unglaublich niedrigen Entgelt von DM 10,-- dankte. Da ich mit meiner besseren Hälfte unterwegs war, entschied ich mich für den vermeintlich etwas anspruchsvolleren "Pferdeflüsterer". Erstmal war ich überrascht, daß es Platzkarten gab - ist man aus unserer Gegend gar nicht gewohnt. Nur wurde mir das vorher nicht gesagt und ich mußte nochmal zurück zur Kasse, um nach einigen Diskussionen mit dem offensichtlich nicht so schnell begreifenden Kassierer, andere Plätze zu bekommen. Wo ich gut sitze entscheide immer noch ich, und nicht der dumme Rechner ;-)

Blöderweise saßen hinter mir die übelsten Pott-Matronen die man sich vorstellen kann. Die drei Damen unterhielten sich derart lautstark über Onkel Willis Kegelabend und das Raucherbein von Herrman, daß das widerliche Essen des in einem 5 Liter Eimer mitgebrachten Popcorns mit offenem Mund schon fast nicht mehr auffiel. Nachdem dieses Geschmatze und Geschnatter auch während des Films und nach mehrmaliger Aufforderung jetzt endlich ruhig zu sein, nicht aufhörte, setzten wir uns (das erste Mal seit ich ins Kino gehe) auf einen anderen Platz.

Zum Inhalt ...


Tom im Zwiegespräch
Es soll Menschen geben, die können mit Tieren sprechen. Einige davon verstehen sich mit Hunden sehr gut, wieder anderen folgen Katzen auf's Wort und einige haben ein goldenes Händchen mit Pferden. Tom Booker (Robert Redford) gehört zur letzteren Kategorie, und an eben diesen wendet sich die energische und ein bißchen egozentrische Chefredakteurin Annie McLean (Kristin Scott Thomas) nachdem ihre Tochter Grace (Scarlett Johansson) nach einem schweren Unfall ihr Pferd fast verloren hätte. Pilgrim, so der Name des Hengstes, ist völlig verstört und läßt niemanden mehr an sich heran. Eigentlich hätte er auf anraten der Tierärztin nach dem Unfall wegen seiner extremen Verletzungen eingeschläfert werden müssen, doch das Wort "aufgeben" gibt es für Annie nicht, und so wurde alles versucht Pilgrim zu retten. Mit zweifelhaftem Erfolg.


Aber das ist nicht der einzige Grund, warum Annie den etwas mürrischen Tom am Telefon zur Hilfe zu überreden versucht. Auch ihre Tochter ist bei dem Unfall schwer verletzt worden und muß mit einem Handicap leben, kann sich jedoch - verständlicherweise - nicht so recht in ihr Schicksal fügen. So verhält sie sich ihrer Mutter gegenüber wie sich das Pferd ihr gegenüber verhält: störrisch, angriffslustig und verschlossen. Annie versucht also irgendwie 3 Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Wird das Pferd geheilt, ist Grace wieder umgänglicher und Annie hat wieder die ihr aus der Hand geglittenen Zügel zurück.


Leider ist weder Tom Booker begeistert von der Idee, noch ist Grace besonders kooperativ. Annie stellt kurzerhand Ihren Mann Robert (Sam Neill) und Grace vor vollendete Tatsachen, als sie ihnen mitteilt, daß sie sich mit dem Pferd und Grace auf den Weg nach Montana zu Tom Booker machen will ...

Hmm ...


Es beginnt für Pferdefreunde schon recht heftig. Aber wer denkt es geht in dieser Form weiter, der täuscht sich. "Der Pferdeflüsterer" ist einer der im Mainstreamkino seltenen, sehr ruhigen Filme. Gänzlich ohne Effekthascherei wird hier die Geschichte der selbstherrlichen, gleichzeitig aber völlig unentschlossenen Annie MacLean erzählt, welche von Kristin Scott Thomas hervorragend und überzeugend gespielt wird. Nach einer kurzen Zeit ist man "im Geschehen" und von der Atmosphäre des Films gefangen.

Robert Redford bietet als ruhiger Tom Booker ebenfalls eine überzeugende Darstellung, wengleich ich bei dem Altersunterschied Redford <­> Scott Thomas schon ab und zu etwas schmunzeln mußte. Ein gehöriges Lob an dieser Stelle auch an Scarlett Johansson, die sehr überzeugend humpelte und neben diesen körperlichen schauspielerischen Fähigkeiten auch den Rest der Palette, sprich Trotzigkeit, Traurigkeit, langsames Vertrautwerden, gut "rüberbrachte". Lediglich Sam Neill fungierte ein wenig als Lückenfüller und Stichwortgeber, hatte - fairerweise gesagt - jedoch auch nicht gerade den tragenden Part des Films. Trotzdem blieb sein Robert immer ein wenig farblos. Ich hätte mir gewünscht, daß der Film mehr zu seiner Person gesagt hätte, um die Entscheidung am Schluß vielleicht noch etwas besser verstehen zu können.

Das einzige was Robert Redford als Regisseur etwas übertrieben hat, waren die Landschaftsaufnahmen. Zwar sehr schön anzusehen, doch für die Geschichte nicht immer notwendig, zogen sie das Ganze manchmal etwas in die Länge. Ich ertappte mich ab und zu dabei, wie ich auf meine neue, nachgemachte G-Shock guckte. Hier wäre ein bißchen weniger Länge etwas mehr Spannung gewesen. Trotzdem war die "Fühllänge" des Films deutlich kürzer als die tatsächliche Laufzeit von ca. 3 Stunden.

Mein Handycap bei "Der Pferdeflüsterer" ist leider, daß ich mich eigentlich überhaupt nicht für Pferde interessiere ;-) Ansonsten: Gute Arbeit Robert!

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