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Kino - dafür werden Filme gemacht

Minority Report

03.10.2002 Kinopolis - Saal 8 (Bad Oeynhausen)

Es ist tatsächlich Herbst geworden. Kalt und naß und die Nase läuft. Aus letzterem Grund wollte ich für den Bundesstart des neuen Spielberg Films ausnahmsweise mal nicht bis Bückeburg fahren und mich dort in den - es hilft ja nichts ;-) - verräucherten Saal setzen. So stand ich also um 15.00 Uhr in der Schlange um mir Karten für die Abendvorstellung zu reservieren. Der Chef persönlich stand an der Kasse und überreichte mir die Tickets bei deren Preis von 8 Euro (ACHT!) ich doch schlucken mußte - 32 DM um zu zweit ins Kino zu gehen? Kaltmiete ohne Getränke? Da kaufe ich mir doch wirklich lieber die DVD ... wo leben wir denn?!

Zum Inhalt ...

Detective John Anderton (Tom Cruise) ist der leitende Ermittler bei Precrime, einer Polizeiorganisation, welche mit Hilfe von sogenannten "Precogs" Morde erkennen können, bevor sie begangen werden. Die seherischen Fähigkeiten der Precognitiven erlauben es, bis zu vier Tage im voraus einen Mord zu verhindern. Seit der Einführung von Precrime in Washington ist die Mordrate auf Null gesunken. Das System ist fehlerlos und Anderton ist vollends von dessen Sicherheit überzeugt.

Nun steht der nächste Schritt auf dem Programm: Precrime soll bundesweit eingesetzt werden. Ein letzter Check dafür wird von Detective Danny Witwer (Colin Farrell) vorgenommen, der die Sicherheit der Verbrechensbekämpfung mittels "Hellseherei" überprüfen soll. Witwer ist jedoch ziemlich skeptisch und geht schnell auf Konfrontationskurs mit Anderton. Als dann das Precrime System einen Mord meldet an einem Leo Crow meldet sieht alles zunächst nach einem ganz normalen Fall aus ... doch der zukünftige Mörder soll John Anderton sein!

Hmm ...

Seit ich das erste Mal den Trailer vorgeführt bekam, war ich versessen darauf, diesen Film schnellstmöglich zu sehen. Dort wurden prächtige Bauten á la "Bladerunner" präsentiert, heftige Action und futuristische Ausrüstungen. Und so ähnlich fing Spielbergs 2 1/2 Stunden Werk dann auch an. Zumindest futuristisch. Die Bauten und Werbebanner sind tatsächlich aus Bladerunner entliehen, die Einsatzfahrzeuge der Polizei scheinen die Vorserienmodelle von Boba Fetts Raumgleiter zu sein, die Autos sehen aus wie die Motorräder in denen Bruce Boxleitner und Jeff Bridges 1982 durch einen Computer rasten, kleine Aufklärungsspinnen in Chrom aus "Runaway" und die Geschichte aus Jugde Dredd garniert mit einigen Effekten aus der Matrix. All das - und noch etliche kleine Gimmicks am Rande - montiert Spielberg zu einer durchaus spannenden Geschichte.

Seine Schauspieler haben nicht allzuviel zu tun in diesem Effekthascher. Cruise macht seine Sache gewohnt gut und ist neben Colin Farrell der einzige Darsteller, dem etwas mehr Leben zugestanden wird. Bei beiden ist das langsame Erkennen der größeren Zusammenhänge glaubwürdig und fast menschlich gespielt. Der Rest der Truppe wäre in jedem x-beliebigen Actionreißer aus dem Pro7 Nachtprogramm ebenso gut aufgehoben. Um ein Raketenpack anzuziehen und mit runtergeklappten Visier böse zu gucken, muß man kein Klasse-Schauspieler sein. Max von Sydow spielt den Precrime Chef mit gelangweiltem Dackelblick und Samantha Morton darf - nachdem sie der Grütze entstiegen ist - verstört gucken und stammeln. Nein, ein Charakterfilm ist "Minority Report" nicht.

Bei all den eher durchschnittlichen Auftritten sei nicht vergessen, daß die Geschichte an sich tatsächlich recht spannend ist. Löcher im Plot sind mir nicht aufgefallen und ich war zeitweise richtig gefesselt. Einige Passagen sind ziemlich vorhersehbar - vor allen Dingen gegen Ende der Story muß man schon arg aufpassen, dem Nachbarn nicht die nächtse Wendung vorzusagen. Und auch den Bösewicht kann man mit ein wenig Standardkinogängerinterpolation recht schnell ausmachen. Nichtsdestotrotz sind einige nette Wendungen eingebaut - leider verstecken sich die Längen in den 143 Minuten nicht so gut. Dem Vorankommen des Films ist das nicht wirklich hilfreich. Einige Sequenzen sind zwar hübsch anzusehen und als Special-Effects Demo und Zukunftsvision ganz nett, aber eben entbehrlich. Da hätten 20 Minuten weniger dem Spannungsbogen gut getan.

Ja, "Minority Report" ist ein guter Film mit einer interessanten Geschichte und gelungener Umsetzung (gut geklaut ist immer noch besser als schlecht selbst ausgedacht ;-), aber das Product-Placement Wunderwerk von Nokia, GAP, Bulgari und Lexus ist weit entfernt von der Offenbarung, die ich mir erhofft habe!

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"Minority Report" bei filmfacts.de - Gastkritik
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