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Lord Of War

gesehen: 02.02.2006 (zu Hause)

Als ich den Trailer das erste Mal sah, war ich ziemlich begeistert. Allerdings dachte ich an einen harten Actionfilm mit ein paar humorigen Einlagen. Cage mag ich ganz gerne, umso erfreuter war ich als ich entdeckte, dass der Film drüben schon vor dem Kinostart hier auf DVD rauskommt. Und so global wie die Welt ist, rotierte die Scheibe ein paar Tage später bei mir im Player ...

Zum Inhalt ...

Die Orlov Familie ist irgendwann aus der Ukraine ausgesiedelt und hat sich in New York ein Standbein mit einem kleinen Restaurant aufgebaut. Der Bortsch ist nicht besonders gut und so gibt es auch nicht so viele Gäste, dass man wegen Reichtum schließen könnte. Der älteste Sohn Yuri (Nicolas Cage) erkennt schnell, dass es ander Dinge gibt, mit denen sich trefflich Geld verdienen lässt: Waffen. Kriege gibts immer. Und so arbeitet er sich langsam als Alleinunternehmer hoch. Erst die kleine Uzi für den Gangster um die Ecke und später auch mal eine Wagenladung MGs ...

Es dauert nicht lange und Yuri ist kein Kleiner mehr. Er handelt in alle Krisenregionen dieser Welt. Die Ladungen müssen auch schon mal per Frachtschiff auf den Weg gebracht werden. Und als sich der eiserne Vorhang öffnet, bekommt Yuri Zugang zum Paradis! Aber auch Interpols Agent Jack Valentine (Ethan Hawke) wird aufmerksam und beginnt Yuri zu jagen. Mit "normalen" Mitteln kommt er nicht an Yuri dran, also nimmt er Kontakt zu dessen Frau Ava (Bridget Moynahan) auf ...

Hmm ...

Na, da hat mich der Trailer aber ganz schön in die Irre geführt. So richtig humorig ist "Händler des Todes" nicht. Im Gegenteil, nach dem schick gestylten Vorspann musste ich erstmal schlucken. Andrew Niccol, der auch schon bei "Gattaca" Regie führte und auch das Buch schrieb (genau wie für "Die Truman Show") hat wieder die Kritik am System zum Thema das Films gemacht.

Diesmal nicht die Medien oder der Hang zum Perfektionismus sondern die Scheinheiligkeit der Waffengeschäfte. Der Film ist stellenweise starker Tobak. Krisengebiete sind kein Ponyhof und Yuri ist nicht zimperlich. Cage ist mit seinem stoischen - und man mag boshafterweise behaupten, er könne die Mine gar nicht verziehen - ideal besetzt. Wenn er mit den Dikatoren dieser Welt Deals aushandelt, darf er auch dann nicht mit der Wimper zucken, wenn dieser die neue Uzi am Verhandlungstisch an einem Vasallen testet.

Der Film wirkte auf mich sehr bedrückend. Der bitterböse berechnende Orlov steht fast immer im Mittelpunkt und durch die ständige Erklärungen seiner Handlungen aus dem Off wirkt der Film streckenweise wie ein Tagebuch. Und wenn er dann so ruhig erklärt, was er macht und warum und im Hintergrund werden Kinder an die Wand gestellt oder ein Dorf nieder gemetzelt geht sämtlicher Actionhunger - den man dem Trailer nach womöglich hatte - vollends flöten und man windet sich unangenehm berührt im Sitz. Das wird einige überraschen.

Gleichzeitig zeigt der Film das ganz normale Familienleben Orlovs. Er verliebt sich, bekommt Kinder ... und das könnte sein Schwachpunkt sein. Stellt sich nur die Frage, inwieweit diese Familie Einfluß auf sein Handeln hat bzw. welcher Einfluß auf Orlov größer ist. Und wenn er dann ganz am Ende seinem Jäger Jack Valentine einen kleinen Vortrag hält, war ich danach schon ein wenig nachdenklich. Ich habe jedenfalls lange nicht den Abspann eines Films komplett zu Ende gesehen - auf dem Sofa schon gar nicht.

Sehr eindringliche gespielt, kompromisslos - vielleicht ein wenig zu vordergründig effektheischerisch - und zum Nachdenken anregend. Alles das, was ich im Vorfeld überhaupt nicht erwartet hatte. Nichtsdestotrotz gerade deshalb sehr gut gelungen. Nur nix, was man noch schnell vor der Disco gucken sollte ...

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