Ich hatte ja gehofft, dass ich den alten Bruce in der letzten Sneak zu Gesicht bekomme, aber da hat uns das Resi ja mit dem "Boogeyman" gequält. Aber wenn Herr Willis mal wieder mit 'nem vermeintlichen Actionkracher ins Kino kommt, kann ich natürlich nicht bis zur DVD-Veröffentlichung warten. Also ging's Sonntagabend mal wieder ins heimische Kinocenter ...
Wenn es darum geht mit gefährlichen Geiselnehmern zu verhandeln, gibt es keinen besseren Mann als Jeff Talley (Bruce Willis). Zumindest bis zu dem Tag, an dem er einen durchgeknallten Familienvater völlig falsch einschätzt. Nach diesem mißlungenen Einsatz läßt Jeff sich in die Pampa versetzen und ist fortan der Chief der Polizei in einer ruhigen Kleinstadt. Hier ist ein Kratzer an einem Auto schon 'ne größere Sache. Lediglich sein Familie und besonders seine Tochter Amanda (Rumer Willis - ja genau, die Tochter von Demi Moore und Bruce Willis) hat schwer mit der neuen Umgebung zu kämpfen.
Frau und Tochter wollen zurück nach L.A. und packen während Jeff seinen Dienst antritt. Doch der wird ausgerechnet heute alles andere als ruhig. 3 Jugendliche (Ben Foster, Jonathan Tucker, Marshall Allman) haben den reichen Buchhalter Walter Smith (Kevin Pollak) nebst Sohn und Tochter in ihre Gewalt gebracht und die Lage spitzt sich schnell zu. Jeff gerät widerwillig an die Front und spricht mit den Entführern. Über die Medien bekommt Jeffs Frau die Sache mit und beschließt, doch nicht mit der Tochter nach L.A. zu fahren - was sich als ganz schlechter Gedanke herausstellt ...
Prima, Bruce Willis wieder in seinem Metier als gequält guckender Underdog-Cop. Florent Emilio Siri - welcher sich bisher nur als "Regisseur" der "Splinter Cell" Spiele hervorgetan hat - schickt Actionstar in ein Story in bekanntem Metier. Und nicht nur der Star kennt das Genre, auch der Zuschauer weiß um die klassischen Komponenten solcher Filme.
Held zerbricht an einem schweren Fall und wird fortan in einem wenig liebsamen Job dahin siechen. Familie zerbricht. Neue Herausforderung. Familie findet zusammen. Alles schon gehabt. Und tatsächlich denken sich die Macher von "Hostage" nicht einen Moment etwas Neues aus, sondern begnügen sich damit, Altbekanntes zu servieren. Ordentlich aber bemüht. Die Optik des Films ist klasse, das Haus in dem sich die Entführer aufhalten mit den vielen Klimaschächten erinnert an McLanes ersten Auftritt - auch wenn er diesmal quasi die Rolle von Sgt. Al Powell übernommen hat und draußen am Telefon hängt, während der kleine Tommy Smith (Jimmy Bennett) durch die Schächte klettert.
So richtig in Fahrt kommt "Hostage" aber trotzdem nicht. Dazu passiert zuwenig an Action auf der Leinwand. Es wird viel geredet und die Entführer geben sich alle Mühe entweder völlig "panisch/wirr" oder "dämonisch/durch den Wind" aus der Wäsche zu gucken, während Bruce Willis das tut, was er am besten kann: mit gleichgültiger Miene, apathisch guckend und im Verlauf mit blutverschmiertem Hemd durch die Gegend rennen. Das kann man sich ansehen und es wird auch nicht richtig langweilig, aber es ist auch meilenweit davon entfernt, spannend zu sein.
Erst gegen Ende gewinnt die leider mit zwei Handlungssträngen überforderte Geschichte ein wenig an Fahrt - nämlich genau von dem Zeitpunkt an dem sich die Linien endlich treffen und der Film auf den Showdown zusteuert. Ab dann wird's richtig laut im Saal und erst dann tritt Jeff Talley so auf, wie man sich das eigentlich schon von Anfang an gewünscht hat. Herrje, wird sind in einem Actionfilm mit Bruce Willis!
Handwerklich haben eigentlich alle alles richtig gemacht, nur an der Ausarbeitung der Story hapert es bei diesem Film ein wenig. Einige Elemente wurden nicht aufgelöst, die Beweggründe der jungen Entführer lagen die ganze Zeit komlett im Dunkeln und warum niemand Talley mal beiseite genommen hat und ihm gegeigt hat, wo er was zu sagen hat, ist auch nicht nachzuvollziehen.
Schade, hätte wieder mal ein richtig schicker Actionfilm werden können. So reicht reicht es leider nur zu einem gelangweilten "Naja, ganz gut ...". Wartet auf die DVD in der Videothek.