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"Comedian Harmonists" (17.01.1998 - Capitol [BI])

- Comedian Harmonists -
Ich rede und rede und rede und preise Leonardo DiCaprio als den Frauenschwarm (eine Moore kann sich nicht irren) an, aber meine Freundin weigert sich, mit mir in 'Titanic' zu gehen. Statt dessen schleppte sie mich in ein Werk von Joseph Vilsmaier, mein Gott, nach Bielefeld ins Capitol. 'Comedian Harmonists' sollte es werden und so begannen wir den Aufstieg Richtung Kasse. Dort standen wir dann um 22.20 Uhr als zweites wartendes Paar. In 25 Minuten sollte der Film beginnen, jedoch ließ es sich die blondierte 50-jährige Kassiererin nicht nehmen, erst noch in Ruhe ihre Zigarette zu rauchen und ein kleines Pläuschchen zu halten. Sehr zu unserem (und dem der mittlererweile ca. 30 Wartenden) Mißfallen :-( So macht man keine Zusatzgeschäfte durch Snack- und Getränkeverkauf ...

Zum Inhalt ...

Ende der 20er, Anfang 30er Jahre, Arbeitslosigkeit beherrscht das Bild in Deutschland. Vor allen Dingen Künstler haben nichts zu lachen und stehen sich bei diversen Vorstellungsterminen die Beine in den Bauch. In dieser Zeit kommt dem Revellers-Fan Harry Frommermann (Ulrich Noethen) die Idee eine ähnliche Band auf die Beine zu stellen. Mit deutschem Programm natürlich, klar. Auf eine erste Anzeige in einer Zeitung, in der nach einem Baß-Sänger gesucht wird, meldet sich neben einigen Dutzend anderen auch der begabte Chorsänger Robert "Bob" Biberti. Der ist von der Idee sofort Feuer und Flamme und die beiden beginnen im Bekanntenkreis nach weiteren Mitstreitern zu suchen.

Bald ist man komplett und die Proben mit den nun insgesamt fünf Musikern beginnen. Zuerst in Harrys kleiner, unbeheizten Dachkammer, nachdem dort aber aufgrund von Beschwerden der Nachbarn die Proben unmöglich wurden, wechselte die noch namen- und auftrittslose Gruppe zum Proben in ein Bordell. Tagsüber ist es dort wohl eher ruhig. Begleitet wird die ansonsten reine Vokalgruppe vom Pianisten Erwin Bootz (Kai Wiesinger) der mit seiner Unpünktlichkeit den anderen desöfteren den Nerv raubt. Nach sechs Monaten Probe ohne Auftritt reißt den meisten so langsam der Geduldsfaden. Gemeinsam wird beschlossen die Probe aufs Exempel zu machen. Also wird ein Vorsingen organisiert. Dies geht gehörig in die Hose. Niedergeschlagen denken alle an Aufgabe, doch es bietet sich noch einmal eine zweite Chance.

Diesmal ist der Erfolg wenn auch verhalten, so doch größer. Es folgen einige kleinere Auftritte und später sogar Rundfunksendungen. Es wäre alles wie der Himmel auf Erden, wenn nicht die Nazis zu der Zeit langsam die Oberhand in Deutschland bekommen würden. Für die 'Comedian Harmonists', wie sich die Gruppe aufgrund Ihrer komischen Elemente und ihrem starken Zusammenhalt nennt, brechen schwierige Zeiten an. Drei der Mitglieder sind Juden. Auftritte werden immer problematischer und auch das Liebesleben der erfolgverwöhnten jungen Männer macht dem beruflichen Teil ab und zu einen Strich durch die Rechnung.

Als alle schon an die Trennung denken und die Stimmung nahe dem absoluten Tiefpunkt angekommen ist, kommt eine Einladung nach Amerika ...

Hmm ...

Ich hatte überhaupt keine Lust mir diesen Film anzusehen. Das Thema interessierte mich einfach nicht. Aber da Alex sonst gar nicht ins Kino will und diesmal sogar selbst vorschlug einen Film anzusehen, ließ ich mich natürlich nicht lange bitten. Bis auf diese kleine Eskapade am Anfang war das auch durchaus die richtige Entscheidung.

Der Film ist über die gesamte Länge interessant erzählt. Die Schauspieler schaffen es, ihrer Figur Leben zu geben. Besonders gefallen hat mir dabei Ben Becker, der mit seiner tiefen Stimme und der ... großen ... Figur den plumpen aber intelligenten Jungen gut spielte. Seine Schwester Meret als die Geliebte von ihm als auch von Harry Frommermann machte ihre Sache auch recht ordentlich. Die anderen deutschen 'Schauspielgrößen' wie Kai Wiesinger und Katja Riemann hielten sich erfreulicherweise im Hintergrund. Waren sie doch der eigentliche Grund, warum ich mir 'Comedian Harmonists' nicht ansehen wollte.

Etwas störte mich die teilweise Oberflächlichkeit des Films. Wenn mir Robert Biberti so hinterhältig die Freundin ausgespannt hätte, wäre meine Reaktion deutlich heftiger gewesen. Warum er nun so gar nicht reagierte wurde m.E. nicht erklärt.

Die Musik war großartig, hörte sich jedoch 'alt' an. Besser ging es wahrscheinlich nicht. Unpassend war dabei allerdings, daß die Stimmen der Schauspieler nicht mit denen der Sänger übereinstimmten. Gerade bei Ben Beckers Bären-Baß fiel das deutlich auf. Auch die Lippensynchronität war ein paar mal nicht gegeben, aber was soll's. Ich hatte die CD trotzdem schon in den Händen, sind halt einige Evergreens drauf.

Zum Ende hin war ich schon ein bißchen gerührt und hatte (nein, Männer weinen nicht!) ein bißchen Wasser im Augenwinkel. Es ist zwar nicht traurig, aber eben doch mitnehmend. Und das ich da nicht ganz allein dastand sah man daran, daß dies der erste Film war, bei dem niemand aus dem Publikum vor dem Ende des *Abspanns* den Saal verließ. Zumindest habe ich soetwas noch nicht erlebt.

Also: Wer sich für den Besuch entscheidet, sieht ein hervorragendes Stück deutschsprachigen Kinos.

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