Endlich mal wieder Zeit um ins Kino zu gehen. Nachwuchs und eigenes Haus strapazieren den Zeitplan doch ein wenig. Darum war es hier auch so lange so ruhig :-) Aber jetzt kommt ja die dunkle und kalte Jahreszeit und da wird es hoffentlich besser. "Disturbia" wollte ich sejem, nachdem mir der Trailer das erste Mal über den Weg lief. Und der Verleih wirbt mit der Nähe zu Hitchocks "Fenster zum Hof" ... mal gucken. Viele Leute scheint es nicht zu interessieren, der Saal war am Freitag des Startwochenendes äußerst spärlich besucht.
Kale (Shia LaBeouf) hat es nicht leicht. Seit er seinen Vater bei einem Autounfall verlor, ist er psychisch nicht ganz auf der Höhe. In der Schule passt er nicht auf und neigt dazu auszurasten. Nachdem er seinem Spanischlehrer ein blaues Auge verpasst hat, wird er zu 3 Monaten Hausarrest verurteilt. Mittels elektronischer Fußfessel wird diese Strafe überwacht. Verlässt er einen bestimmten Radius, steht sofort die Polizei auf der Matte. Seine Mutter (Carrie-Anne Moss) versüßt ihm diese Strafe, indem sie seinen X-Box-Account stillegt und I-Tunes kündigt. Als auch noch der Fernseher der Zuleitung beraubt wird, muß sich Kale eine andere Beschäftigung suchen.
Er beginnt seine Nachbarn zu beobachten und hat schnell alle Schrulligkeiten erkannt. Als Ashley (Sara Roemer) mit ihrer Familie in das Haus nebenan einzieht, hat er ein neues Lieblingsbeobachtungsobjekt. Bis er in den Nachrichten vom mysteriösen Verschwinden einer Frau erfährt. Die Indizien passen genau zu einem Nachbarn. Zusammen mit Ashley, die sich inzwischen desöfteren bei ihm blicken lässt und einem Freund wird nun wild drauf los spioniert - bis sie merken, dass nicht nur sie selbst beobachten!
Typischer Teenie-Thriller dachte ich nach den ersten 10 Minuten und rutschte ein bißchen im Sitz runter. Kurze Einführung un Erklärung, warum der Protagonist so ist wie er ist (durchaus schocking, soviel ist sicher!) und danach geht's brav mit der "1 Jahr später" weiter in die eigentliche Handlung. Die wird hübsch betulich aufgebaut, ohne dabei langzuweilen. Die erste Hälfte des Films passiert nicht sonderlich viel, außer Charakterstudie.
Shia LaBeouf macht seine Sache dabei ausgesprochen gut. Sein Kale überstrapaziert nicht des Zuschauers Nerven mit Attitüden, man glaubt ihm sein Leben. Sara Roemer gibt ihre Ashley leicht überkandidelt. Hat die vorher Werbespots gemacht? Der Augenaufschlag, das Grinsen und affektierte Kopf-schief-legen ist immer ein ganz klein bißchen zu viel. Optisch aber ein Leckerbissen - reicht für die Art von Film. Und der lustige Sidekick Aaron Yoo als Ronnie kratzt ein bißchen an Kasperei. Insgesamt aber eine solide Leistung der Jungschauspieler. Und noch was fiel auf: Carrie-Anne Moss ist alt geworden. Seit der "Matrix" Trilogie oder auch "Memento" sind doch erst ein paar Tage vergangen, oder?
Aber nur schauspielerische Leistungen tragen einen Film nicht allein. Bis zur Hälfte war alles OK, aber dann wiederholte sich das ewige Beobachten. Da hätte man schneller zur Sache kommen können. David Morse konnte seinen Mr. Turner viel zu spät ins Rennen schicken. Da hätte ich mir mehr gewünscht, denn der Herr Morse hat mit seinem ruhigen und undurchsichtigen Spiel doch einiges zur Spannung beigetragen.
Als es dann aber richtig los geht mit der Jagd auf den potetiellen Mörder, gewinnt der Film an Fahrt und ich bin sogar ein- zweimal im Sessel zusammengezuckt. Das hätte ich mir nur schon viel früher gewünscht. Insgesamt solide Teenie-Unterhaltung, so wie ich es in den ersten Minuten vermutete. Länger im Gedächtnis bleiben wird er aber nicht. Dazu sind die Elemente der Geschichte zu ausgelutscht.