Im Moment komme ich zu nichts. Spät zu Hause, kein' Bock noch was zu unternehmen. Im Garten kann man nichts beschicken. Also Kino. Mangels besserer Alternativen, löste ich ein Ticket für den Meryl Streep Film. Stanley Tucci spielt auch mit. Mag also was werden. Zunächst aber kam ich nicht mal in den Saal, da 5 Minuten vor der Vorstellung immer noch die Hinterlassenschaften der letzten Gäste aus dem Kino entfernt werden mussten. Nicht weil da so viel rumlag, sondern weil für 2 große Säle offensichtlich nur eine Reinigungskraft zugegen war. Da hat dann auch der Geschäftsführer mit angepackt, als es offensichtlich zu knapp wurde. Und ja, das Bild des Films war wieder unscharf - die Werbung nicht.
Andy (Anne Hathaway) lebt mit ihrem Freund Nate glücklich und zufrieden in einer kleinen New Yorker Wohnung. Ihr Journalistikstudium hat sie abgeschlossen und ist nun auf der Suche nach einem ordentlichen Job. Ein Vorstellungsgespräch bei Miranda Priestly (Meryl Streep), der Chefin der legendären "Runway" soll die Suche beenden. Sehr unglücklich dabei, dass Andy weder die Runway kennt, noch das verängstigte Raunen deuten kann, als die Sprache auf Miranda kommt. Diese kündigt sich verfrüht im Büro an und sofort befällt die Mitarbeiter emsiges Treiben.
Einige Wochen später kann Andy verstehen, warum die Meute so aufgeregt war. Sie ist trotz ihrem anfänglichen Optimismus voll unter Mirandas Knute, vernachlässigt Freund und Clique und wandelt sich langsam aber sicher zum Modepüppchen. Gleichzeitig ist sie aber zielstrebig genug, sich nicht komplett unterbuttern zu lassen. Das kommt bei Miranda gut an ...
Noch nie war ich in einer Kinovorstellung, die zu ca. 85% von Frauen besucht wurde. Schon merkwürdig - aber "Prada" ist ja auch nicht das Buzzword, auf das Männer anspringen. Stanley Tucci und Meryl Streep haben mich trotzdem ins Kino gelockt und so wartete ich in einer Parfumwolke auf den Beginn des Films.
Mit etlichen Folgen von "Sex & the city" hat David Frankel bereits Geschichten inszeniert, die in einem zumindest ähnlichen Bereich angesiedelt sind, wie dieses Modevehikel. Gleich zu Beginn arbeitet Frankel in einem sehr schönen Intro die Unterschiede zwischen Andy und ihren neuen zukünftigen Kolleginnen deutlich, in dem er sie vom Aufstehen bis zum Erscheinen im Büro auf Schritt und Tritt in Gegenschnitten begeleitet.
Die Modewelt wird hier sehr liebevoll auf die Schippe genommen. Die überkandidelten Tussis sind jederzeit liebenswürdig. Selbst Andys "Gegenspielerin" Emily (Emily Blunt), die eigentlich biestig sein möchte, kommt höchstens ein bißchen gestreßt beim Zuschauer an. Mirandas linke Hand Nigel (Stanley Tucci) übernimmt den Part, den Hector Elizondo in "Pretty Woman" innehatte und verwandelt Andy vom häßlichen Entlein zum strahlenden Schwan.
Und dann ist da noch Meryl Streep, die mit wenig Gesten und Mimik die alles kontrollierende und übermächtige Verlagscheffin absolut überzeugend und unterhaltsam rüber bringt. Üblicherweise ist sie mir zu spröde - aber genau das passte hier perfekt zur ewig gestylten, beherrschten und herrschenden Grande Dame. Ja, gefiel mir gut.
Frankel überzeichnet alles, gleitet aber nicht ins Alberne ab. Es gelingt ihm jedoch auch nicht, mit seinem Film mehr als an der Oberfläche zu kratzen. Die Geschichte ist dafür viel zu einfach gestrickt und bietet nicht mehr als die üblichen Klischees nebst gängiger Auflösung. Unscheinbares Mädchen mausert sich zur Schönheit, überwindet die Unterdrückung und findet zu sich selbst. Nein, das hat man wirklich noch nie gesehen.
Ein nicht zu hintergründiger Seitenhieb auf die Modewelt und deren Oberflächlichkeiten mit sehr symphatischen und gut aufgelegten Darstellern. Besonders Stanley Tucci sei hier erwähnt, der die zweite Geige erstklassig gibt. Männer, reingehen. Die Frauen scheinen das ohnehin zu tun ;-)