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Der Baader Meinhof Komplex

gesehen: 25.09.2008 (Kinoplex - Bad Oeynhausen)

Ich mag Dokumentationen, Biographien ab und an, leider kommt sowas hauptsächlich auf Arte, 3Sat und Konsorten. Umso schöner, wenn dann etwas Ähnliches auch mal im Kino läuft. Neuere deutsche Geschichte und dann der Anspruch, den Regisseur Uli Edel an sein Werk hat. Er will zeigen, wie die RAF wirklich war. Ungeschönt. Na bitte, dann gucke ich mir das doch mal an. Überraschend viele Ältere Gäste im Saal - darunter sehr, sehr viele Eltern mit ihren Kindern. Das Thema scheint zu interessieren.

Zum Inhalt ...

Die Journalistin Ulrike Meinhof (Martina Gedeck) gerät in die Szene um Andreas Baader (Moritz Bleibtreu) und ist schon sehr bald deutlich mehr als nur Beobachterin und Reporterin. Sie plant die Anschläge der RAF und ist bald selbst an deren Ausführung beteiligt. Die erste Generation der Terroristen werden relativ schnell gefasst und warten in Stammheim auf ihren Prozess.

Währenddessen wachsen neue Terrorzellen nach, die eine deutlich härtere Gangart anschlagen und vor Entführung und Mord nicht zurück schrecken ...

Hmm ...

Edel inszeniert die Geschehnisse tatsächlich ziemlich ungeschminkt. Der Beginn des Films mit den Unruhen während des Besuchs des Shahs und seiner Frau sind ziemlich heftig. Die Knüppel der Polizisten meint man förmlich zu spüren, wie sie auf die friedlichen Demonstranten nieder prasseln. Auch der Mordversuch an Rudi Dutschke ist sehr eindringlich. Derart drastisch geht es dann auch weiter. Leider auch genauso unkommentiert. Und da die Geschehnisse weitgehend aus der Sicht der Terroristen erzählt werden, bekommen diese auch die meiste Leinwandpräsenz.

Gepaart mit den durchgängig symphatisch agierenden Darstellern, der Darstellung der Polizei und der Bürger ist man als Zuschauer ziemlich schnell auf der Seite von Baader und Co. Zumindest kam es mir so vor und genau ab da habe ich mich im Kinosessel ziemlich unwohl gefühlt und war geneigt den Saal zu verlassen. Es ist sicher sehr gut gewesen, dass die Jugendlichen im Saal zumeist von den Eltern begleitet wurden, die ihnen nach dem Film hoffentlich erklärt haben, dass die Terroristen eben keine Helden waren und das die angewendeten Methoden nicht das Mittel der Wahl sind.

Uli Edel versäumt dies in seinem Film komplett. Und das ist bei dem Thema gefährlich, das kann man auch mit "ungeschönt" und "authentisch" nicht erklären. Die Parties in den Wohngemeinschaften sind fröhlich und offen, Baader grinst verschmitzt, Brigitte Mohnhaupt (Nadja Uhl) sind blendend aus. Hervorragende Identifikationsfiguren. In Verbindung mit dem eingangs gezeigten, brutalen Eingreifen der Polizei bleibt dem Zuschauer gar keine andere Wahl, auf wessen Seite er stehen soll.

Besonders schade ist das angesichts der schauspielerischen Leistungen. Alles was an deutschen Darstellern Rang und Namen hat ist hier versammelt und ich kann an keiner einzigen Leistung etwas aussetzen. Bruno Ganz, Heino Ferch, Jan-Josef Liefers, alle zeigen ein überzeugendes, angenehmes, unübertriebenes Spiel.

Der Film ist wunderbar ausgestattet, mit viel Liebe zum Detail eingerichtet und sehr gut fotografiert. Die Musik passt. Ich habe formal wirklich gar nichts zu meckern. Aber diese unreflektierte Darstellung der Geschehnisse aus einer weitgehenden einseitigen Sicht ist bei der Darstellung von Extremen gefährlich - ich würde sagen "falsch". So erreicht der Film meiner Meinung nach genau das Gegenteil von dem, was eigentlich gezeigt werden sollte. Und von daher kann ich wirklich keine Empfehlung aussprechen.

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