filmfacts.de



Kino - dafür werden Filme gemacht

"Death Proof" bei
amazon.de

Death Proof

gesehen: 23.07.2007 (Kinoplex - Bad Oeynhausen)

3 Jahre hat sich Meister Tarantino Zeit gelassen, bis er sich mit einem neuen Film auf der Leinwand zurück gemeldet hat. Zusammen mit seinem Kumpel Rodriguez hat er eine Doppelvorstellung im Stile alter amerikanischer Trashkinos realisiert. Vor- und Hauptfilm inkl. Werbung ... das Projekt fiel nur irgendwie beim Publikum durch, so dass wir hier bei uns in den Genuß(?) von zwei jeweils etwas gelängten Einzelfilmen kommen. Nicht ganz das, was sich die beiden Regisseure gedacht haben, aber Ehrensache, dass ich da rein gehe.

Zum Inhalt ...

Stuntman Mike (Kurt Russel) ist ein Rauhbein. Ein charmanter Aufreißer mit leicht lädiertem Äußeren, der mit seinem aufgemotzen Dodge rumfährt, in Kneipen abhängt und den Frauen hinter her guckt - und durchaus auch mal anmacht. Als die junge Pam (Rose McGowan) lautstark nach jemandem fragt, der sie nach Hause bringen kann, ist Stuntman Mike schnell zur Stelle. Die Taxifahrt beginnt aber erst, nachdem noch ein wenig mit Butterfly (Vanessa Ferlito) und ihren Freundinnen ein wenig gefeiert hat. Der Nachhauseweg ist dann für alle Mädel ein wenig endgültig.

Monate später versucht Stuntman Mike wieder ein wenig Spaß mit autofahrenden Frauen zu haben und scheint in Kim (Tracie Thoms), Zoe (Zoe Bell) und Abernathy (Rosario Dawson) geeignete Kandidatinnen gefunden zu haben. Nicht nur dass sie gut aussehen, nein, sie vergnügen sich standesgemäß mit einem 1970er Dodge auf der Landstraße. Leider hat Mike nicht damit gerechnet, dass die Damen ebenfalls aus dem Stuntgewerbe kommen und sich nicht so leicht vernaschen lassen ...

Hmm ...

"Grindhouse" heißt das Projekt, bei dem der Film von Tarantino zusammen mit dem neuen Film von Robert Rodriguez "Planet Terror" gezeigt werden sollte. Mit extra produzierter fiktiver Werbung und allem Drum und Dran einer Vorstellung der damaligen Trashkinos. Hier wurden abgenudelte Kopien drittklassiger Filme verwertet, bei denen auch schon mal ein bißchen was vom Zelluloid fehlte und wo Kratzer und Knackser nicht weiter störten.

In dieser Qualität kommt denn auch "Death Proof" daher, natürlich extra so gemacht um die Authentizität zu wahren. Und das wirkt auch im Prinzip sehr gut. Der bzw. die Filme sind eben nicht nur Filme sondern eher eine Hommage der beiden Regisseure an diesen Teil der Kinokultur. Das Publikum hat's nicht goutiert und darum wird man dieses Projekt in Deutschland wohl gar nicht zu Gesicht bekommen. Aus verschiedenen Gründen ist das schade.

Für die Doppelvorstellung waren die Filme kürzer und wurden für die Einzelaufführung etwas länger geschnitten - etwas über 20 Minuten sind dazu gekommen. Nun kenne ich die kurzen Versionen nicht, kann aber nach dem Sehen der langen Ausführung von zumindest "Death Proof" sagen, dass diese 20 Minuten das Sitzfleisch ziemlich strapazierten. Tarantino schwelgt hier in perfekt inszenierten Einstellungen von Dialogen und Bildern. Super gefilmt, klasse arrangiert und tatsachlich auch gut gespielt. Aber ziemlich langweilig. Verneigung und Hommage hin oder her, ich möchte mich auch unterhalten lassen. Und bei einer anscheinend in einem Take geschnittenen Unterhaltung in einem Restaurant, ist mir die perfekte Kamerafahrt nach dem dritten Mal denken "Wie hat der das gemacht?" auf die Nerven gefallen!

Das gleiche gilt für Diskussionen darüber, wie man Frauen ins Bett bekommt, wenn die Typen die sich darüber unterhalten den Film ansonsten nicht ein klitzekleines bißchen nach vorne bringen. Das Gespräch war nicht mal besonders innovativ, es war nur da und überflüssig. Viel von dem Vorgeplänkel hätte Tarantino einfach weglassen sollen. Dann ist der Film eben nur 90 Minuten lang. Das reicht doch aus, damit er seinem Fußfetisch Tribut zollen kann , eine Geschichte erzählen und dann die beiden Teile in den Vordergrund stellen, wegen deren die Leute damals wahrscheinlich in solche Filme gegangen sind: die Action!

Ich bezweifle, dass sich damals das Publikum in den "Grindhouses" an Gesprächen ergötzen wollten, die wollte Schießereien, Kloppereien und Autoverfolgungsjagden sehen. Bei letzterem zieht der Film dann auch alle Register. Tarantino hat auf CGI verzichtet (und lässt dies Kurt Russel im Film auch noch sagen) und echte Autos über die Straßen rasen lassen. Das ist packend, spannend und beeindruckend gemacht. Wäre der ganze Film in dem Tempo gewesen, ich hätte mich ganz ausgezeichnet amüsiert! Tarantino zeigt hier zuviel von seinem Können - 5 Euro ins Phrasenschwein, aber: Manchmal ist weniger einfach mehr!

Direkt nach dem Film war ich ein bißchen genervt, weil ich mich wirklich auf den Film gefreut habe. Nach einer Nacht drüber schlafen hat sich das etwas gebessert. Wahrscheinlich wird die ideale Vorführung allerdings erst auf DVD erscheinen, wenn beide Filme als Doppelvorstellung - wie urspünglich geplant - verfügbar sind.

Perfekt gestylte, leider phasenweise ermüdende Verneigung vor dem Trash im Kino.

Partner: Kinofilme | Kinofilme.info | Celluloid-Dreams.de | jeichi.com | cineforen.de | Bolly-Wood | Kinofilmtrailer und Kinonews

Impressum.