Ich verbrachte 3 Tage in Münster, da ich ein Seminar an einer Akademie besuchte. Wie es der Zufall wollte, hielt sich ein Freund von mir zur selben Zeit dort auf, und wir beschlossen den Abend im Kino zu verbringen. Nun ist Münster was Kinos angeht ja reich bestückt. Trotzdem wollte es uns nicht so recht gelingen, einen Film ausfindig zu machen. Zu guter Letzt entschieden wir uns für 'Chasing Amy' im 'Cinema'. Weder mein Freund noch ich kennen uns in Münster aus, es kam also zu einer ausgedehnten Suchfahrt ... Endlich am Lichtspielhaus angekommen überraschte mich als erstes, daß man dort feste Plätze reservieren konnte. Nicht, weil es soetwas überhaupt gibt, sondern weil der Bau auf mich einen etwas, nunja, 'älteren' Eindruck machte. Die Einrichtung war tatsächlich nicht die neueste, aber eindeutig auf Kino getrimmt. Nicht wie bei so manchem modernen Saal, bei dem die Wartehalle eher wie eine Yuppie-Kneipe aussieht. Überall hingen Plakate von Filmen, meist mehr 'klassisch'. Vor allem die Marx-Brothers scheinen es den Betreibern angetan zu haben. Das 'Cinema' ist ein Programmkino, ich habe mir bereits den 09.10.97 vorgemerkt: 'Lawrence von Arabien'! Die Leinwand war für die Größe des Saales eher klein, wir haben uns auf jeden Fall drei mal umgesetzt, bis wir meinten genug erkennen zu können. Dann war aber das Bild vollkommen in Ordnung, scharf und kontrastreich. Sogar ein Surroundsystem war installiert, aber ich glaube nicht, daß es digital war. Werbung wurde auf jeden Fall nicht dafür gemacht und anhören tat es sich auch nicht danach an. Insgesamt war der Ton zufriedenstellend, wenn auch die Hauptlautsprecher bei einem Trailer arg schrebbelten. Irgendwas war da wohl nicht so ganz festgeschraubt und vibrierte fürchterlich mit. Während des Films merkte man davon allerdings nichts mehr. Zum Inhalt ...Holden McNeil (Ben Affleck) und Banky Edwards (Jason Lee) sind seit dem Kindergarten die dicksten Freunde. Zusammen zeichnen sie äußerst erfolgreich die Comicserie 'Bluntman + Chronic', und tingeln zu Promotionzwecken von Comicbörse zu Comicbörse. Auf einer dieser Ausstellungen lernen sie während eines ziemlich militanten Vortrags des schwarzen Black-Power Zeichners Hooper (Dwight Ewell) die junge, attraktive Alyssa Jones (Joey Adams) kennen, die eigentlich vorhatte auch noch etwas zu ihren Werken zum Besten zu geben. Doch Hooper hat mit seiner Vorstellung die gesamte Zuhörerschaft, bis auf Holden und Banky, vertrieben. Die vier stehen also beisammen und unterhalten sich, kurzerhand beschließen sie, den Abend in einer Kneipe ausklingen zu lassen. Dort verstehen sich Holden und Alyssa ganz ausgezeichnet, während Banky mit Hooper über dessen Homosexualität ein wenig heftiger in den Clinch geht. Ziemlich abrupt verabschiedet sich Alyssa jedoch, ein Wiedersehen wird, ohne Terminabsprache, vereinbart. Kurze Zeit später klingelt in Holdens und Bankys Zeichen- und Wohnhöhle das Telefon und Hooper lädt Holden zu einer Party ein. Holden ist nicht sonderlich begeistert, kann er sich doch eine Party Hoopers nicht so recht vorstellen. Als dieser im jedoch eröffnet, daß die Einladung eigentlich von Alyssa kommt, geht es nicht mehr darum *ob* er hingeht, sondern nur noch wann. Natürlich ist Banky mit von der Partie. Kurze Zeit später sind die beiden in einem Club in welchem auffallend viele Frauen verkehren. Holden lauscht nach einiger Zeit verzückt einem Liebeslied, welches Alyssa hingebungsvoll auf der Bühne zum Besten gibt. Als diese jedoch nach dem Lied in die Arme einer Wasserstoffblonden fällt, ist Holden mehr als nur ein bißchen geschockt! Banky findet das ganze ziemlich amüsant und unterhält sich den Rest des Abends mit Alyssa über die Verletzungen die man sich beim Liebesspiel so zugezogen hat. Nicht ohne die Narben dieser Verletzungen auch zu zeigen. Nur Holden mag sich an dieser angeregten Unterhaltung nicht beteiligen, zu tief sitzt die Enttäuschung. Kurz darauf später verläßt er fluchtartig das Lokal und schleift Banky mit. Seine Laune bessert sich, als nach einigen Tagen Alyssa bei ihm an der Haustür klingelt ... Hmm ...Dafür, daß wir einfach nur so ins Kino gegangen sind, habe ich mich prächtig unterhalten. Eine sehr flott, ideenreich und frisch erzählte Geschichte. Schauspieler, die ich zwar allesamt nicht kannte, die aber ihre Sache sehr gut, sprich ohne viel Übertreibung, gemacht haben. Was braucht ein Film noch mehr? Nichts würde ich sagen. Dieser Film hebt sich wohltuend von der gerade grassierenden Actionwelle ab. Die Witze sind eigentlich immer weit unter der Gürtellinie angesiedelt, und manche Dinge werden auch recht deutlich beim Namen genannt, aber gerade das fand ich sehr gut. Ich unterhalte mich zwar auch nicht ständig in so einem Jargon, doch manche Werke (vor allem die aus Hollywood) gehen hier doch sehr mütterchenhaft vor, was oft unfreiwillig komisch wirkt. Dann lieber offen, so wie in 'Chasing Amy', reden und wissen was gemeint ist, dadurch kann man (die Produzenten, Drehbuchschreiber) sich besser auf die eigentlichen Gags konzentrieren. Das das gelungen ist, sollte jeder der die Gelegenheit hat im Kino überprüfen. Für mich der ... überleg ... viertbeste Film des Jahres nach Romeo und Julia, Con Air und Jackie Chans First Strike! |