Freitagabend entschloß ich mich extrem kurzfristig zu einem Kinobesuch, was dazu führte, daß ich einmal das nächstgelegene Haus - das Kinopolis - besuchen mußte und dann auch erst um 20 Minuten vor Vorstellungsbeginn im Foyer war. Die Bande vor mir war sich nicht recht schlüssig, welche Vorstellung sie besuchen wollte, so daß ich auf dem Display an der Kasse sehen konnte, wie nach und nach die halbwegs passablen Plätze schwanden und ich nur noch einen Platz ganz am Rand bekam :-( Da der Kassierer die Besucher vor mir nach einem Schülerausweis fragte, zückte ich meinen Ausweis vorsorglich und hielt ihm dem Kassierer incl. meiner Cinecard unter die Nase, was diesen jedoch nicht auf den Gedanken brachte, daß ich womöglich auch eine Ermäßigung für mich beanspruchen wollte. Warum fragt er dann die Leute vor mir? Also mußte ich mir noch einen klugen Spruch anhören und er verkaufte mir einen "noch schlechteren" Platz, da er den anderen nicht stornieren konnte und die Karte in den Papierkorb wanderte. Trottel. Überflüssig zu erwähnen, daß die Vorstellung nicht ohne Pannen verlief. Über 2 Minuten konnte das Publikum verfolgen, wie Tom Hanks seine Ex-Freundin in der Garage küsst. Naja eben nicht, weil der Vorführer die Akte mal wieder verkehrt geklebt hatte und die Füße oben bzw. die Köpfe unten waren. Warum guckt sich keiner sowas vorher an? Daß fällt doch auf! Zum Inhalt ...Chuck Nolland (Tom Hanks) lebt von und mit der Zeit. Als Manager bei FedEx ist die Zeit sein bester Freund und größter Feind, darunter muß nicht zuletzt seine Freundin Kelly Frears (Helen Hunt) leiden, für die Chuck nämlich fast nie Zeit hat. Ausgerechnet an Heiligabend wird Chuck während einer Familienfeier angepiepst und muß nur mal schnell einen FedEx Flieger nach Malaysia begleiten. Mit seinem Standardspruch "Ich bin gleich wieder da ..." verabschiedet er sich von Kelly. Aus dem "gleich" wird jedoch nichts, denn die Frachtmaschine gerät mitten über dem Pazifik in einen heftigen Sturm und stürzt ab. Chuck überlebt das Unglück als Einziger und wird mit einer kleinen Rettungsinsel wie durch ein Wunder auf ein kleines Eiland mitten im Meer getrieben. Außer ein paar Kokospalmen und einer sehr felsigen Klippe gibt es dort nichts. Chuck ist völlig auf sich allein gestellt und muß sich gegen die Natur wehren und die durch die Zivilisation verkümmerten Instinkte erneut schärfen ... Hmm ...Trotz allem Generve im Vorfeld konnte mich "Cast Away" bereits nach ein paar Minuten anfreunden. Ohne viel unnötiges Brimborium werden die ... pardon ... der Character des Chuck Nolland eingeführt. Die anderen auftauchenden Personen bilden nur den Rahmen für die schnell erzählte Rahmenhandlung, inclusive Helen Hunt als dröge Dauerfreundin von Nolland. Warum er da so hinterher war, verstehe wer anders ;-) Nach ca. 20 bis 25 Minuten beginnt dann der "eigentliche" Film. Und hier kann Hanks zeigen,was er kann, er schlägt auf jeden Fall eine weitere Kerbe in die Reihe Leistungen. Es ist wirklich beeindruckend, wie er fast die Hälfte des Films in ruhigen Einstellungen zeigt, wie Nolland auf der Insel lebt, fühlt und sich einrichtet. Hanks "Freitag" ist während der ganzen Zeit ein verschmierter Volleyball und wahrscheinlich noch niemals vorher hat ein Gegenstand so gut geschauspielert. Völlig selbstverständlich redet Nolland mit seinem stummen Gefährten und das Publikum akzeptiert dies vorbehaltlos (ein paar minderjährige SMS-Kiddies mal ausgenommen ...) - nicht zuletzt ist dies auf die Leitung Hanks zurückzuführen. In wirklich beeindruckenden Bildern ist die Insel gefilmt, lange Einstellungen und schöne Schwenks über den einladenden und doch so feindlichen Strand wechseln sich mit Detailaufnahmen von Nollands Aktivitäten ab und erzeugen so eine durchgängige Spannung ohne daß eigentlich richtig viel passiert. Eine eigentümliche Stimmung, die ruhig ein wenig länger hätte dauern können. Ich konnte mich jedenfalls nicht sattsehen. Leider kann das Ende dann nicht annähernd mithalten. Sobald die Zivilisation Nolland wiederhat, ist die Story hollywoodtypisch beliebig. Friede, Freude Eierkuchen auf der ganzen Linie und eine unbefriedigende Auflösung einer Lovestory, die zuvor in jeder Szene thematisiert wurde. Lediglich die letzte Einstellung war wieder sehr gut gelungen und hat mich ein wenig mit dem sonstigen Kitsch versöhnt. Nicht daß ich jetzt alles schlecht reden möchte, es war nett anzusehender Kitsch, aber eben nicht auf dem Niveau, den der Film vorher gehalten hat. Grandiose Bilder, hervorragender Hauptdarsteller und ein kleiner Volleyball machen den Besuch des Kinos fast zum Pflichtprogramm. |