Es war wieder eíner dieser glücklichen Tage, an denen ich Alex dazu überreden konnte mit mir ins Kino zu gehen. Glücklich unter anderem auch deshalb, weil es sich um eine Preview eines Filmes aus einem nicht unbedingt von Alex präferierten Genre handelte. Im Herforder Capitol sollte "Blade" gezeigt werden, womit ich beim negativen Part dieses Kinobesuches angelangt wäre.
Das Capitol schreibt meiner Meinung nach mit die unrühmlichste Kinogeschichte dieser Tage in OWL. Man darf dort rauchen - wovon die entsprechenden Besucher mehr als ausgiebig Gebrauch machen - und zu allem Überfluss werden dort die Getränke auf Klingelknopfbestellung an den Sitzplatz gebracht. - ja, auch während des Films. Selbstverständlich trieb mich nur die Gier nach der Preview in diesen Saal ;-)
Zum Inhalt ...
Blade (Wesley Snipes) hat noch im Mutterleib ein wenig Pech gehabt, eigentlich hat seine Mutter Pech gehabt, denn diese wurde hochschwanger von einem Vampir gebissen. Schwerverletzt bringt sie im örtlichen Krankenhaus per Kaiserschnitt einen kleinen Jungen zur Welt. Dieser hat durch die Mutter die Gene des Vampirs erhalten und vereint nun die Kräfte beider Welten, die der Menschen und der Vampire, in sich. Leider kann sich Blade nicht darüber freuen, denn er verabscheut das Überleben durch Blut aufs Tiefste.
Solcherart gestraft hat sich in ihm ein Hass auf die Wesen der Nacht gebildet, der ihn zu einem unerbittlichen Jäger hat werden lassen. Blade jagt mit seiner Kraft und der Hilfe seines Mentors Abraham Whistler (Kris Kristofferson) wo er nur kann die Vampire. Sehr zugute kommt ihm dabei, daß er so gut wie keinen Schlaf braucht und auch das Tageslicht ihm nichts ausmacht.
Das läuft für ihn soweit auch relativ problemlos, da die Vampire bisher immer den kürzeren gezogen haben. Doch etwas hat sich geändert. Unter den Blutsaugern ist ein Machtkampf ausgebrochen. Die alten geborenen Vampire bekommen Konkurrenz aus den Reihen der Verwandelten, sprich der Vampire, die durch Biß zum Sauger wurden. Anführer dieser neuen Generation ist Deacon Frost (Stephen Dorph). Nachdem Frost schon in den eigenen Reihen aufgeräumt hat, kreuzen sich bald auch seine Wege mit denen Blades. Und dieser trifft auf einen Gegner, der sich offensichtlich nicht so leicht aus dem Weg räumen läßt ...
Hmm ...
Nach den ersten paar Minuten hatte der Film bei mir schon fast gewonnen. Hämmernde Technomusik und dazu die kühle, helle Atmosphäre eines Schlachthauses. Die Menge zuckt im Takt der Musik und als die Extase am größten ist, geht die Sprinkleranlage an und ein Regen aus Blut durchnäßt die Meute. Der einzige, von einem der weiblichen Gäste mitgebrachte, Mensch in diesem Chaos wird sich sehr schnell bewußt, daß es hier nicht nur ums Feiern geht. Wenn dann plötzlich Blade, gekleidet in einen sehr dekorativen schwarzen Lederdress, auf der Bildfläche erscheint und alle vor ihm zurückschrecken, so ist das zwar ein bißchen kitschig, verfehlt aber zu diesem Zeitpunkt seine Wirkung nicht.
Wahrscheinlich hätte diesen eigentlich recht flachen Charakter - ich beziehe mich hier ausdrücklich nur auf den Film, den zugrunde liegenden Comic kenne ich nicht - jeder physisch fitte Schauspieler hinbekommen, aber Wesley Snipes macht seine Sache zugegebenermaßen ziemlich gut. Die gebotenen Kampf- und Actionszenen gehören zur Oberklasse derartiger Filme. Perfekt choreografiert, jedoch manchmal zu ernst und weit von der Leichtfüssigkeit eine Jackie Chan entfernt. Der hat in "First Strike" einfach noch besser zugehauen ;-).
Leider können die Special-Effects da nicht auf der ganzen Linie mithalten. Das "Zerstauben" der Vampire ist vom Feinsten gemacht, an anderer Stelle wird dafür bei einer Autoverfolgungsjagd der Film einfach schneller abgespielt und der Blick nach hintem aus dem Auto erinnert an übelste Einblendungen früher Hollywood-Jahre. Da waren offenbar zwei verschiedenlich motivierte Teams am Werke.
Ein bißchen überflüssiges Beiwerk in Person eines alternden und, warum auch immer, in Chemie sehr begabten Aufpassers, der an passender Stelle abtritt und eine noch überflüssigere, angefangene und nicht zu Ende gebrachte Lovestory ergänzen dann den Teil, der nicht mit hervorragender Action gefüllt werden konnte. Entweder hätte man hier den Figuren mehr Tiefe geben müssen oder aber etwas weniger von ihnen bringen. So wirkte vor allem die Figur des Whistler mehr als undurchsichtig und unerklärt.
Trotz der vorgenannten kleinen Unzulänglichkeiten hat mich dieser Film mal wieder richtig gut unterhalten. Ein sehr präsenter Hauptdarsteller in einem Film mit überdurchschnittlichen Actionszenen und einem treibenden Soundtrack. Da lohnt sich der Besuch allemal ...
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