Hundemüde vom Umzug und ohne Begleitung erreichte ich recht früh das Residenz in Bückeburg um freudig festzustellen, daß "mein" Platz in der neunten Reihe noch zu haben war. Der Saal war trotz der "Feuer, Eis und Dosenbier"-Katastrophe der vorhergehenden Woche sehr gut besucht ... leider merkte man das auch an der Luft. Bitte, bitte macht ein Nichtraucherkino aus dem Resi! Zum Inhalt ...John Nash (Russel Crowe) kommt mittels Stipendium an die Princeton Universität. Dort soll der hochbegabte Mathematiker zusammen mit etlichen anderen Kommilitonen zur angehenden Elite amerikanischen Wirtschaft ausgebildet werden. Doch Nash ist nicht nur privat eher sonderlich. So hält er z.B. die Vorlesungen der Professoren für Zeitverschwendung und verbringt lieber Tage in der Bibliothek um abstruse Theorien über die Bewegung der Tauben auf dem Pausenhof aufzustellen. Während seine Kameraden längst eigene Texte veröffentlicht haben und um zu vergebende Stellen buhlen, sitzt Nash ohne vorzeigbare Ergebnisse auf dem Trockenen. Während eines Kneipenbummels kommt ihm jedoch ein Gedanke für eine Theorie, welche ihn schlußendlich an die Spitze seines Jahrganges katapultiert und ihm die Tore zu höheren Weihen öffnet ... Hmm ...Mit Oscarnominierungen überschüttet wurde Ron Howards Drama - und das war auch schon das einzige, was ich vor dem Besuch der Sneak von diesem Film wußte. Naja, und Russel Crowe war mir unter anderem aus "Gladiator" ein Begriff. Dementsprechend waren meine Erwartungen ... ... welche sich glücklicherweise so nicht erfüllten. "A Beautiful Mind" schildert autobiographisch den Lebensweg des Mathematikers John Nash, welcher in jungen Jahren eine These über Spielstrategien aufstellte, welche später die Wirtschaft nachhaltig beeinflussen sollte und für die er im hohen Alter mit dem Nobelpreis geehrt wurde. Zwischen diesen beiden Ereignissen liegt ein Leben voller Höhen und Tiefen. John Nash ist bereits in Princeton ein teilweise überheblicher Sonderling mit extremen Kontaktschwierigkeiten. Später stellt sich dies als Symptom seiner psychischen Erkrankung heraus, die Nash zusehends übermannt und ihn sowohl geistig und sozial als auch körperlich in den Ruin treibt. Nash ist an Schizophrenie erkrankt und Russel Crowe spielt das absolut lebensecht. Sein zerrissenes Ego, der Umgang mit seinen Mitmenschen, die Gestik und Mimik ist grandios und jederzeit glaubhaft. Wenn jemand für "Gladiator" einen Oscar bekommt, wüßte ich nicht, wie man für diese Leistung leer ausgehen sollte. Auf ebensolchem Niveau agieren seine Co-Stars Ed Harris und Paul Bettany - mit deutlich weniger Präsenz, aber nicht weniger Spielfreude. Ein wenig blaß bleibt meines Erachtens Nashs Ehefrau Alicia, die von Jennifer Connelly als kleines Frauchen interpretiert wird und deren Beweggründe für mich nicht wirklich klar wurden. Ist Liebe *so* stark und als einziger Grund glaubhaft? In ruhigen und teilweise unglaublich inszenierten Bildern erzählt Ron Howard die Geschichte und läßt den Zuschauer teilhaben an der Zerrissenheit Nashs. Wenn dieser glaubt Zusammenhänge zu erkennen und Codes zu knacken vergisst man das Atmen. Umso ärgerlicher, daß es gegen Ende ein wenig kitschig wird und ordentlich auf die Tränendrüse gedrückt wird - auch wenn das bei mir mal wieder gut geklappt hat. Die Augenwinkel wurden doch feucht, wenn Nashs Intellekt über seinen Geist siegt und ihn aus der Asche seines Lebens wieder auferstehen läßt. Mich würde es auf jeden Fall nicht wundern - und stören schon lange nicht - wenn "A Beautiful Mind" den Oscar für den besten Film, beste Regie und besten Hauptdarsteller erhält. Verdient wäre es! |