"Im Märzen der Bauer den Acker bestellt ..." Nicht wirklich, wenn ich hier aus dem Fenster gucke. Auf der CeBit sind wir am Freitag noch ordentlich nass geworden auf dem Weg zum Auto und auch heute sah's draußen nicht besser aus. Ideale Bedingungen für einen Kinobesuch also. Zur Auswahl standen "Elektra" und "Alfie". Bei ersterem konnten mich jedoch weder Trailer noch die Kritiken animieren, den Film zu sehen. Also nur noch der Film mit Jude Law, welcher in der Vorschau recht charmant rüber kam ...
Alfie (Jude Law) hat Schlag bei Frauen - und das weiß er. Er genießt sein Leben, ist ungebunden und hat auch nicht vor, dass zu ändern. Ihm reicht sein kleines Einkommen als Chauffeur und eine kleine Wohnung unterm Dach; geschlafen wird sowieso meist außer Haus! Und natürlich immer woanders. Sei es bei der Ex-Freundin des besten Freundes, bei den Geliebten seiner Fahrgäste oder den weiblichen Fahrgästen selbst. Alfie weiß wie's geht!
Eigentlich fährt er mit der Masche ganz gut - und wenn mal gar nichts läuft, fährt er zu seiner Ausruhfreundin Julie (Marisa Tomei) und läßt sich bekochen. So könnte es lange weitergehen, wenn Julie nicht durch einen ganz blöden Zufall dahinter kommen würde, dass sie nicht das einizige Betthäschen ist und Alfie den Laufpass gibt. Plötzlich läuft's nicht mehr wie gewohnt und Alfie merkt, wie wichtig Dinge außerhalb des Schlafzimmers sind ...
Das hat schon was, wenn Alfie auf seiner alten Vespa durch die Straßen fährt. Viel stylisher war Sting in Quadrophenia damals auch nicht. Jude Law hat das Zeug den Womanizer Alfie überzeugend und ohne Übertreibung auf die Leinwand zu bringen. Das Stilmittel der ständigen erklärenden Ansprachen direkt an das Publikum war aber trotzdem von Zeit zu Zeit irritierend. Hier hätte mir ein einfacher Off-Kommentar besser gefallen.
Irgendwann hat man sich daran gewöhnt und dann fallen die wirklich schönen Kameraeinstellungen auf, der Film ist einfach gut anzusehen. Plakate nennen beiläufig die Grundstimmung der Szene - das ist mir erst nach knapp der Hälfte des Films aufgefallen - ein nettes Detail. Überhaupt ist der Film sehr detailliert. Das Outfit Alfies, die Einrichtung der Wohnung und wie sie sich verändert, Die Vespa mit Beulen und sogar anderem Fahrgeräusch nach dem Unfall. Da hat man sich Mühe gegeben - vor allen Dingen, da sich die Vespa wirklich wie eine Vespa anhört und nicht wie die Standard-125er-Zwiebacksäge, die sonst für alle Motorradgeräusche in Hollywood herhalten muß (ich geb's zu, die Vespa war der Hauptgrund, warum ich überhaupt in den Film gegangen bin ;-)
Alfies Gespielinnen haben allesamt einen kurzen Auftritt. Trotzdem findet man auch hier durch die Bank sowohl optische als auch gespielte ... na ja, "Glanzlichter" wäre zuviel ... ordentlich helle Lampen. Marisa Tomei mimt neben Susan Sarandon die wichtigste Freundin Alfies, beide absolut überzeugend. Beide erteilen Alfie verständliche und nachvollziehbare Lektionen. Irgendwie wusste ich nachher gar nicht mehr, wen ich mehr bemitleiden sollte. Alfie oder seine Affären.
Und das ist dann auch mein einziger Kritikpunkt. Der Film ist visuell hervorragend gemacht, mit einem stimmigen, exzellenten Soundtrack versehen und schafft es trotzdem nicht, dass man "mitfiebert". Die Geschichte war mir schon nach kurzer Zeit ziemlich egal. Kriegt er sie oder nicht? Wen interesierts? Weder Jude Law noch seine Kolleginnen schaffen es, mit ihrem Spiel soviel Identifikation zu schaffen, dass man sich ein Happy-End für den einen oder anderen wünscht.
Als wir raus gingen, war der Film "irgendwie gut". Aber "irgendwie" weiß man auch nicht so recht ... hm ... gehen wir noch auf'n Imbiss? Da war der Film auch schon vergessen.