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Kino - dafür werden Filme gemacht

Absolute Power

Nach Beendigung der Aufräumarbeiten des schlammigen Pfingstwochenendes gönnte ich mir erstmal einen Bundesstart. ‘Absolute Power’ ist Clint Eastwoods neue Regiearbeit, in welcher er auch wieder die Hauptrolle spielt. Da ich keine große Lust zum weiten Herumreisen in der Umgebung hatte, fiel die Wahl des Kinos auf die Bad Oeynhausener ‘Leiter’. Dort ist zwar Rauchen erlaubt, aber was soll’s, an einem Bundesstart ist das Kino sowieso meistens leer. So war es auch diesmal Ich hätte wirklich nicht schon um 19.30 Uhr da sein müssen.

Zum Inhalt ...

Luther Whitney (Clint Eastwood) ist ein alternder (eigentlich eher alter) Gentleman-Einbrecher. Lange Zeit war er nicht aktiv, entschließt sich nun endgültig seinen ‘Job’ an den Nagel zu hängen und sein Leben als Gauner mit einem Riesencoup zu beenden. Die Villa des schwerreichen Walter Sullivan (E.G. Marshall) ist das Objekt der Begierde und Ziel des Einbruchs. Luther bricht also in die Villa ein, überlistet die elektronische Alarmanlage und entdeckt im Schlafzimmer einen Geheimraum mit enormen Mengen an Schmuck, Edelsteinen und Bargeld.

Während er das Diebesgut einpackt, wird Luther von nächtlichen Besuchern gestört. Unbemerkt sieht er, wie sich Sullivans junge Ehefrau Christy (Melora Hardin) mit einem guten Freund Sullivans, Alan Richmond (Gene Hackman), vergnügt. Im Laufe dieses amourösen Abenteuers wird Richmond immer heftiger. Es kommt zu einem Handgemenge, in welchem Christy von zwei Secret Service Agenten erschossen wird. Das prekäre an der Situation ist nämlich der Beruf Richmonds: Der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika!

Luther bleibt in seinem Versteck und sieht zu, wie Gloria Russel (Judy Davis), die Stabschefin des Präsidenten, unter Mitwirkung der Secret Service Agenten beginnt das Verbrechen zu vertuschen. Unglücklicherweise für die Präsidentenclique wird dabei ein Brieföffner mit Blutspuren und Fingerabdrücken übersehen. Es gelingt Luther diesen an sich zu bringen und zu fliehen. Von nun an ist die Polizei unter Führung von Seth Frank (Ed Harris), der Secret Service und nicht zuletzt ein von Walter Sullivan selbst beauftragter Killer hinter Luther Whitney her ...

Hmm ...

Clint Eastwood hat bei diesem Werk wieder einmal die Zügel selbst in die Hand genommen, dabei ist ja bereits einmal ein Oscar-gekröntes Werk (‘Erbarmungslos’) herausgekommen. Das wird ihm mit ‘Absolute Power’ sicher nicht gelingen. Zwar spielt Eastwood die Hauptrolle des alten Gauners sehr überzeugend und auch Gene Hackmann gibt als Präsident eine gute Figur ab (grandios die Tanzszene mit seiner Stabschefin), doch wirkt der Handlungsfaden meist arg überdehnt.

Die ersten 45 Minuten beschäftigen sich ausschließlich mit dem Einbruch und dem Mord. Da wirkt doch die eine oder andere Szene deutlich zu lang, wenn nicht gar überflüssig. Der nach dem Mord an dessen Frau von Sullivan angeheuerte Killer ist z.B. für die Handlung völlig unwichtig und dieser Strang wird, bis auf einen Gewehrschuß, auch nicht weiter verfolgt. Außen vor gelassen werden auch die beiden Agenten, bei denen jegliche Erklärung für Ihre Handlungsweisen (der eine mordlüstern und der andere von Gewissensbissen geplagt) fehlt. Seth Frank (Ed Harris) wird zwar während des Films viel gelobt (‘Seth ist einfach zu gut ...’), aber warum, das wird wieder offen gelassen.

Gott sei Dank verzichtet Eastwood auf eine Liebesgeschichte mit Luther. Als Clint Eastwood das erste mal auf der Leinwand erschien, ging ein einhelliges "Mann, ist der alt geworden!" durch die Reihen. Ich glaube so langsam sind die Zeiten der Vaterrollen für ‘Dirty Harry’ angebrochen. Tatsächlich spielt Laura Linney in diesem Film Luthers Tochter Kate. Für völlig übertrieben halte ich allerdings die Idee, diese Tochter ausgerechnet eine Staatsanwältin sein zu lassen. Das ist doch etwas zu viel des Guten und hat vor allen Dingen keinen entscheidenden Einfluß auf die Handlung. Als Grund für einen Mord hätte auch gereicht, daß sie einfach nur Luthers Tochter ist.

Alles in allem ist die Grundidee sehr interessant und hätte einen wirklich guten Film abgeben können - die dazu nötigen Schauspieler waren ja vertreten - aber leider nimmt das Drehbuch einen gehörigen Teil Spannung weg. Viel zu lang werden die Szenen gedehnt und ziemlich unglaubwürdig sind einige Fäden der Handlung. Wäre der Film ungefähr 20-30 Minuten kürzer (hauptsächlich am Anfang) und die Jagd auf Luther Whitney flotter (etwa wie bei Dr. Kimble), hätte es ein Superthriller werden *können*.

So ist’s leider nur durchschnittliche Krimikost, die man sich getrost auch auf Video das erste Mal ansehen kann (zur Not kann man sogar auf die Premiere-Veröffentlichung warten).

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