filmfacts.de



Kino - dafür werden Filme gemacht

The Score

Gesehen am 01.08.2001 im Residenz Kinocenter (Sneak-Preview)

Kritik von Johannes Pietsch

1989 drehte Sydney Lumet "Family Business" mit Sean Connery (damals 59), Dustin Hofman (damals 52) und Matthew Broderick (damals 27 Jahre alt) über ein Drei-Generationen-Unternehmen kleiner Mafiosi. Zwölf Jahre später nimmt sich der sonst auf Komödien versierte Frank Oz des Themas an und führt das darstellerische Triumvirat Marlon Brando (heute 77), Robert de Niro (heute 58) und Edward Norton (heute 32 Jahre) in ähnlicher Konstellation zusammen. Genauso wie im Lumet-Vorgänger schaut der Oz-Streifen einem kleptoman veranlagten Dreigestirn beim oft beschworenen "letzten großen Coup" zu.

Den will der gealterte Meisterdieb Nick Wells (Robert de Niro) als Abschluss seiner Diebeskarriere unternehmen, um seinem alten Hehlerfreund Max (Marlon Brando) aus finanziellen Kalamitäten zu helfen. Um ein antikes französisches Zepter aus einem hermetisch abgesicherten Zollamt zu stehlen, benötigt der Routinier jedoch die Hilfe des jungen, ungestümen Adepten Jack Teller (Edward Norton) der sich in der Maskerade eines geistig zurückgebliebenen Hilfsarbeiters in die Behörde eingeschlichen hat.

Drei Schauspieler, drei Generation und drei Epochen, die jeweils 20 Jahre auseinander liegen: Verkörpert Marlon Brando ganz die klassische Hollywoodtradition der 50er Jahre, so ist de Niro der Impetus eines neuen, wilden Kinos der 70er Jahre, das speziell in de Niros Durchbruchsfilm, Martin Scorceses legendärem "Taxi Driver", zum Ausdruck kam. Edward Norton wiederum verkörpert eine junge, aktive Crossover-Schauspielergeneration aus den 90er Jahren, die wie de Niro im dramatischen Fach ("American History X", "Fight Club") genauso zu Hause ist wie in Komödien ("Keeping The Faith"). Drei Darstellerleben, drei Karrierepunkte: Während ein Edward Norton sicherlich gerade erst am Anfang einer großen Karriere steht, kann der 77jährige Brando auf ein beeindruckendes Lebenswerk, das von "Viva Zapata" über den unbestreitbaren Höhepunkt "Der Pate" bis zu liebenswerten Alterswerken wie "The Freshman" oder "Don Juan de Marco" reicht, zurückblicken. Bei de Niro vermag man sich derzeit nicht ganz sicher zu sein, ob sein Karrierezenit trotz seiner im Moment außerordentlich hohen Leinwandpräsenz nicht überschritten ist. Vor allem in seinen jüngsten nicht komödiantischen Rollen ("15 Minuten Ruhm", "Makellos", "Men of honor") erwies sich das "Prinzip de Niro" als mittlerweile recht ausgereizt.

Wie kaum anders zu erwarten zelebriert "The Score" wie vor 12 Jahren "Family Business" nichts anderes als Starkino reinsten Wassers, wenn auch mit etwas anderer Gewichtung. War Sean Connery unbestreitbar Zentralfigur und Übervater des Lumet-Films, so sind Marlon Brandos Einsätze hier mit ein paar wenigen Cameo-Auftritten abgehandelt. Frank Oz konzentriert sich vielmehr auf das darstellerische Duell de Niro / Norton, das so wie die beiden Generationen von Schauspielern den Clash zweier Generationen Kriminellen abbildet. Hüben der routinierte, erfahrene und stets professionell-nüchtern agierende alte Haudegen mit Werkzeugkasten, drüben der hyperaktive, hektische New-Economy-Gangster, der statt mit herkömmlichem Werkzeug mit Notebook und Internetzugang arbeitet. Greenhorn gegen Profi, Jugend gegen Erfahrung, moderne Technik gegen handwerkliche Professionalität - es ist der immer wiederkehrende Zweikampf der Generationen, der jungen, die aufbegehrt, gegen die alte, die gerade eben noch nicht abtreten will. Während de Niro dabei gewohnt cooles Minenspiel auf hohem darstellerischen Niveau leistet, parodiert Edward Norton in seiner Doppelrolle als jugendlicher Gangster sowie als schwer minderbemittelter Aushilfsputzer gekonnt seine gespaltenen Persönlichkeiten aus "Zwielicht" und "Fight Club".

Hier liegt jedoch - bei aller darstellerischer Brillianz des Zweikampfes Norton / de Niro - auch das Grundmanko des Films: Allzu offensichtlich steht der Ausgang des Duells von Vorneherein fest, und allzu spannungsarm entwickeln sich daher die Ereignisse um den großen Millionencoup, der als Drehbuchaufhänger ja nun nicht gerade ein Muster an Originalität oder erzählerischer Innovation darstellt. So bleiben die Darsteller das einzig wirklich Inspirierende an einem Film, dessen Plotelemente kaum ausreichen, um 120 Minuten Zelluloid mit Leben zu erfüllen.

Besucher Nr. seit 11.08.2001


Diese Kritik ist die Meinung von Johannes Pietsch.

Partner: Kinofilme | Kinofilme.info | Celluloid-Dreams.de | jeichi.com | cineforen.de | Bolly-Wood | Kinofilmtrailer und Kinonews

Impressum.