Hübsch, blond, naiv und blöd? Nein, dumm ist weder die Feel-Good-Komödie „Natürlich blond“ noch die von Reese Witherspoon verkörperte L.A.-Barbie Elle, die ihren elitären Freund zurückbekommen will, indem sie sich in Harvard zum Jura-Studium einschreibt. Mit erfrischendem Witz und Charme umschifft Regie-Debütant Robert Luketic die Klippen des banalen Humors und sorgt dafür, dass sein Film nicht zum gespielten Herrenwitz verkommt. Elle (Reese Witherspoon) ist reich, wunderschön, intelligent - und wohnt in Bel Air direkt gegenüber von Aaron Spelling. Was macht es da schon aus, dass sie mit ihrem quietschbunten Outfit aussieht, als wäre sie gerade einer Barbie-Kollektion entsprungen? Doch genau das stört ihren Freund Warner (Matthew Davis). Eigentlich hatte Elle einen Heiratsantrag erwartet, doch der angehende Harvard-Student will etwas besseres, um sich mit 30, wenn er Senator sein möchte, nicht mit Elle zu blamieren: „Ich brauche eine Jacky, keine Marilyn.“ Elle bekommt den Laufpass und ist todtraurig. Allerdings nicht lange, denn sie heckt einen Plan aus, um Warner zurückzubekommen. Sie will auch Jura in Harvard studieren. Doch die Aufnahmebedingungen an der Elite-Uni sind hart. Elle ist zwar blond, aber nicht blöd - im Gegenteil sogar hochintelligent, auch wenn ihr Hauptfach nur Modemarketing war. Ein Bewerbungsvideo - „von einem Coppola“ gedreht - und ein bestandener Eignungstest ebnen ihr den Weg an die Ostküste nach Bosten. Dann der Schock. Warner ist wieder mit seiner Ex-Freundin Vivian (Selma Blair) zusammen. Zudem wird das blonde Quietsche-Entchen aus L.A. bös’ gehänselt oder erst gar nicht ernst genommen. Das ändert sich, als sie mit ihrem Professor (Victor Garber) und seinem Assistenten Emmett (Luke Wilson) an einem echten Gerichtsfall arbeiten darf. Die Fitness-Queen Brooke (Ali Larter aus „Final Destination“) ist des Mordes angeklagt und Elle ist die einzige, die an ihre Unschuld glaubt. Bei der Ausgangslage hätte „Natürlich blond“ leicht auf das Niveau der derzeit populären Gross-Out-Komödien à la „American Pie“, „Road Trip“ oder „Verrückt nach Mary“ abfallen können. Immerhin senkten deren unsägliche Nachfolger bis zum unrühmlichen Höhepunkt „Tomcats“ die Gürtellinie so weit ab, bis es nicht mehr tiefer geht. Den Fehler begeht Robert Luketic bei seinem Kino-Debüt zum Glück nicht. Die Geschichte der herzensguten, aber dennoch etwas naiven Elle ist deutlich an „Clueless“, einem kleinen, intelligenten Juwel der Tennie-Komödien, angelehnt. Die Figur der Elle Woods ist so etwas wie die große Schwester von Alicia Silverstones High-School-Pendant Cher Horowitz. Neben Charme und Witz bietet „Natürlich blond“ eine herzliche Selbstironie mit kleinen Seitenhieben auf die überkandidelte Beverly Hills-Gesellschaft und die ebenso versnobte Gegenseite an den Elite-Universitäten. Doch der ganze Film steht und fällt mit Hauptdarstellerin Reese Witherspoon - und die ist ein Volltreffer. Das weiß auch Regisseur Luketic und füllt die Leinwand so oft es geht mit Großaufnahmen der bezaubernden Aktrice. Auch das Nebenpersonal gefällt. Wie Selma Blair, die schon in „Eiskalte Engel“ mit Witherspoon spielte, und hier als Vivian superzickig sein darf. Oder Luke Wilson („Drei Engel für Charlie“), der als charmanter Junganwalt Emmett überzeugt. Natürlich ahnt jeder bald, wie sich die Geschichte entwickeln wird, aber das spielt ebenso wenig eine Rolle wie der fehlende Realitätsgehalt. „Natürlich blond“ ist keine Uni-Dokumentation, sondern ein reines Feel-Good-Movie in bester Tradition. Zudem hält das Drehbuch einige kleine Überraschungen bereit, die der Geschichte immer wieder neuen Schwung geben.
USA 2001 |
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Diese Kritik ist die Meinung von Carsten Baumgardt.