Die Hölle, das kann für machne ein Eiscafé im November sein. Vielleicht auch die eigene Familie. Oder ein Italienisch-Kurs für Anfänger an der Volkshochschule. Von mir aus auch ein Film, der nach dem "Dogma"-Manifest gedreht wurde. Jedenfalls gibt es auch Filme, die zeigen, dass auch die alltägliche kleine Hölle etwas sehr liebenswertes sein kann. Im nämlichen Italiensich-Kurs befinden wir uns. Entweder sofort oder aber mit der Zeit trudeln dort eine Reihe von Menschen ein, die aus den unterschiedlichsten Beweggründen kommen. Zum Beispiel der sanfte Jørgen, der im Management arbeitet, für das er so gar nicht geschaffen scheint, und heimlich die hübsche italienische Küchenhilfe Guilia liebt (bei der mensch sich wirklich fragt, wohier sie nun eigentlich ihre Schüchternheit und Unsicherkeit nimmt, bei ihrem Aussehen...). Oder aber Olympia, die von ihrem Vater tyrannisiert wird und alles, was sie in die Hand nimmt fallen lässt. Spiegelbildlich Karen, die ruhige, durchaus gestanden wirkende Frau, deren todkranke Mutter immer wieder die Gäste aus dem Frisörsalon vergrault. Und nicht zuletzt der gemütvolle Pfarrer Andreas, zu dem sich besonders die Frauen immer ein wenig hingezogen fühlen, der aber trotzdem zumindest während des Drehbuchs keine abbekommt. Und natürlich auch Fußball-Macho Hal-Finn, der solange die Gäste "seines" Eiscafés beleidigt, bis er vom Inhaber gefeuert wird. Alle haben irgendwie miteinander zu tun, und man muss nicht groß erklären, dass es vergnüglich wird, zu beobachten, was passiert, wenn diese Alltags-Verlierer im Kurs aufeinander treffen. Mit viel Humor, Blick fürs Menschliche aber auch einer Lakonik, die nur von den Coen-Brüdern übertroffen wird, erzählt Lone Scherfig deren Geschichte. Heimlicher Liebling ist dabei der leicht schmierig-galante Italienisch-Lehrer Marcello, dessen Auftritt leider viel zu kurz ausfällt. All die kleinen Missverständnisse, Gespräche, ausfallende Kurse und Beerdigungen und Trauerfeiern, zu denen immer die falschen Gäste erscheinen, machen zwar wirklich Spaß, passen aber nicht so recht zu einem Film im Dogma-Stil. Auch wenn die Kamera weniger händisch geführt wird, als von dieser Reihe gewohnt, so wünscht sich der Zuschauer doch, gelegentlich auch mal visuell oder musikalisch stärker in die Welt der kleinen Romanzen entführt zu werden. Vorgemacht hat es "Lang lebe Ned Devine" - in diesem Stil gedreht, wäre "Italienisch für Anfänger" ein Klassiker geworden. So sorgt die trockene Umsetzung für die eine oder andere Länge, aber dennoch kann man sich ein wenig in der kleinen Welt dieser Menschen verlieren. Kein großes Kino, kein großes Meisterwerk, aber ein sehr hübsches und trotz allem kurzweiliges Portrait von Menschen wie du und ich.
Dänemark 2000, 118 min |
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Diese Kritik ist die Meinung von Enno Park.