filmfacts.de



Kino - dafür werden Filme gemacht

Das Buch zum Film bei ...
amazon.de

Das Goebels Experiment

Kritik von O. Materne

Erzählt wird das Leben und Scheitern des Dr. Joseph Goebbels, Propagandaminister in einer dunklen Zeit, die er selber entscheidend mitbestimmt hat - von seinen Anfängen als Arbeitsloser und zeitweise sogar Hitler-Kritiker über die Sportpalast-Rede vom "Totalen Krieg" bis zu seinem gemeinsamen Selbstmord mit seiner Frau.

Die Stimme von Udo Samel, der die Tagebuchnotizen des Propagandaministers im Off abliest, mit der des Goebbels zu assoziieren, verlangt Fantasie und Gedankenakrobatik, weil man Samel noch zu sehr als Professor Daumer aus "Kaspar Hauser" in Erinnerung hat.

Immerhin wird deutlich gemacht, dass ein großer Max sich eigentlich als kleiner Moritz fühlt und dass sein Zynismus und seine Heuchelei auch in den platten, kurzen und plakativen Sätzen seiner Tagebücher den wahren Goebbels zeigen.

Schade ist, dass wichtige Dinge nur gestreift werden: Die Gefangennahme von Hess, das Intrigenspiel zwischen Goebbels und Göring oder die Affäre mit Lida Baarova - Hitlers Tod wird sogar komplett ignoriert. Vieles hat natürlich damit zu tun, ob es überhaupt Erwähnung in den Tagebüchern des Doktors findet. Seine schriftstellerischen Versuche werden fast gar nicht erwähnt.

Als begrüßenswert muss hervorgehoben werden, dass nur sehr wenige Szenen nachgestellt sind, die meiste Zeit des Films werden authentische Dokumentar-Szenarien eingefangen.

Viel Neues erfährt der Zuschauer nicht, zumindest nichts, was er nicht schon aus den TV-Serien "Hitlers Helfer" oder "Joseph Goebbels" wüsste, aus denen viele der hier nochmals gezeigten Aufnahmen bereits bekannt sind.

Die Faszination des Bösen kommt dennoch erschreckend rüber. Sehr entlarvend zeigt sich ein alberner Dialog zwischen Goebbels und Konsorten, wo die Beteiligten mit der Anzahl ihrer Kinder prahlen - wie Kinder eben und nationalsozialistisches Gedankengut: "Schenkt dem Führer ein Kind!"

Sehr interessant sind auch die Ausschnitte aus den italienischen, tschechischen und deutschen (Propaganda-) Filmen z.T. zur fragwürdigen Steigerung des Durchhaltewillens des Volkes sowie der Wehrmachtsmotivation. Bemerkenswert sollte in diesem Zusammenhang noch ein leider sehr kurzer Ausschnitt eines amerikanischen satirischen Zeichentrickfilms sein, der gelungene Karikaturen der Nazi-Bonzen bringt.

Die Tragikomödie "Goebbels und Geduldig" war insgesamt lehrreicher, weil die Kopie echter als das Original wirken konnte. "Das Goebbels-Experiment" ist kein Film wie jeder andere, wirkt aber unvollständig und bringt nur wenig Neues. Der Genre-Neuling kann 7 von 10 Punkten geben, alle anderen können guten Gewissens nur 5 Punkte geben.

www.olaf-materne.de.vu

Diese Kritik ist die Meinung von O. Materne.

Partner: Kinofilme | Kinofilme.info | Celluloid-Dreams.de | jeichi.com | cineforen.de | Bolly-Wood | Kinofilmtrailer und Kinonews

Impressum.