filmfacts.de



Kino - dafür werden Filme gemacht

Dungeons & Dragons

"Residenz" Bückeburg (16.04.2001)

Kritik von Johannes Pietsch

Egal, ob "Street Fighter", "Mortal Kombat" oder "Double Dragon" - bisher traktierten die Realverfilmungen populärer Computer- und Rollenspiele den Kinobesucher mit geradezu verstandsstrafender Beschränktheit. "Dungeons and Dragons", die Leinwandadaption des gleichnamigen Rollenspiels, offenbart zwar auch nicht gerade die Definition filmischer Intelligenz, hebt sich aber mit seiner familienfreundlichen und durchaus unterhaltsamen Aufbereitung einer märchenhaften Geschichte angenehm von den stupiden Vorläufern ab. Dass Regisseur Courtney Salomon dabei ganz gewaltig bei "Star Wars" und "Indiana Jones" abgekupfert hat, darf ihm als kreative Freiheit nachgesehen werden.

Die beiden liebenswerten Helden des Films, der Dieb Ridley (Justin Whalin) und sein Eddie-Murphy-artig plappernder Kompagnon Snails (Marlon Wayans, jüngster Spross der "Scary Movie"-Schöpfer), müssen als zeitgemäße Hiphop-Ausgabe von Han Solo und Luke Skywalker bei der Suche nach einem ominösen Zauberstab helfen, da sonst das gesamte Märchenreich der jungen Herrscherin Savina ("American Beauty" Thora Birch als Mischung aus Königin Amidala und Michael Endes "kindlicher Kaiserin") kapeister geht. Interesse daran haben vor allem der von einem exaltiert grimassierenden Jeremy Irons gespielte Erzmagier Profion und sein diabolischer Adlatus Damodar (Dauer-Grunz-Bösewicht Bruce Payne). Zu dieser illustren Darstellerriege gesellen sich Richard O'Brien, Schöpfer und Riff-Raff-Darsteller der legendären "Rocky Horror Picture Show", und Tom Baker, Hauptdarsteller der britischen TV-Institution "Doktor Who".

Geklaut ist an "Dungeons and Drgaons" so ziemlich alles. Das geht los mit dem Domizil von Kaiserin Savina, einem werkgetreuen Abbild des Elfenbeinturms aus der "Unendlichen Geschichte", zieht sich über zahllose Verweise auf fast jeden Klassiker des Genres bis zur großen "Star Wars"-Gedächtnisparade: Sei es das Motiv der jungen Kaiserin im Kampf gegen die erzbösen Ratsherren, das Buddy-Gespann Ridley und Snails auf der Suche nach dem Zauberstab, die Gasthausszene mit all ihren schrägen Figuren aus jeder erdenklichen Ecke des Universums bis hin zu den Drachen, die gleich den X-Flüglern aus dem ersten "Krieg der Sterne" durch die Schluchten der Fantasy-Metropole rasen, das alles sahen wir bei George Lucas schon einmal (und meistens größer, bunter und besser animiert ). Zerrt man "Dungeons and Dragons" vor das Angesicht der Vorbilder, kann man nur bitterlich enttäuscht werden. Blendet man die Kenntnis all dieser Filme jedoch für anderthalb Stunden einmal aus, so wird man wunderbar anspruchslos unterhalten. Zu bieten hat der Film immerhin einige gelungene Aufnahmen vom Drehort Tschechien: Die Prager St.-Nikolai-Kirche, das Schloss Lipnice und das verfallene Schloss Rabi verleihen dem Film für einige Minuten einen Flair, von dem manch anderer Vertreter der Gattung Fantasy nur träumen kann.

Besucher Nr. seit 18.04.2001


Diese Kritik ist die Meinung von Johannes Pietsch.

Partner: Kinofilme | Kinofilme.info | Celluloid-Dreams.de | jeichi.com | cineforen.de | Bolly-Wood | Kinofilmtrailer und Kinonews

Impressum.