Das Grauen hat einen Namen, und der Name lautet "Tanzfilm". Wer angesichts des üblen Schmalzes von "Dirty Dancing" und der Friede-Freude-Eierkuchen-Soße von "Singing in the Rain" das kalte Grausen bekommt, kann aufatmen. "Billy Elliot" ist nicht nur ein gänzlich "anderer" Tanzfilm sondern auch noch ein wunderschönes Stück neuen britischen Kinos. Und das, obwohl der Plott rein äußerlich seinen flachen Kollegen aus anderen Filmen bis aufs Haar gleicht. Billy ist ein kleiner Junge in einer derben Bergarbeitergegend im Norden Englands. Schon beim Boxtraining merkt man deutlich, dass er in diesem Sport völlig deplatziert ist. Zaghaft sieht er den Mädchen beim Ballett im anderen Teil der Halle zu und irgendwann traut er sich schüchtern, einfach hinzugehen und mitzumachen. Schnell kennt er nur noch eine Liebe: die fürs Ballett. Und die geht er zunächst heimlich an. Dabei entwickelt sich eine wundervolle Beziehung zwischen dem unsicheren Billy und seiner unwirschen aber herzlichen Lehrerin. Es kommt wie es kommen muss, sein Vater - gedanklich in einer völlig anderen Welt lebend – kriegt's heraus und verbietet ihm den Ballettunterricht. Natürlich gibt es Streit, natürlich Trotz, natürlich macht Billy heimlich weiter, natürlich finden sich später alle in tränenreichen Szenen und natürlich wird seine Ballettkarriere mal eine ganz große werden. Warum jedoch gerade dieser Film anders ist, liegt zum einen an der wundervollen und einfühlsamen Regie von Stephen Daldry und der überzeugenden Leistung von Jamie Bell, der den unsicheren Billy in all seiner Schüchternheit wunderbar spielt. Und auch der Rest der Schauspieler ist behutsam ausgewählt und verleihen dem Film seine Echtheit, von der er lebt.
UK 2000, 110 min |
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Diese Kritik ist die Meinung von Enno Park.