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Kino - dafür werden Filme gemacht

Scary Movie 2

"Residenz" Bückeburg (07.11.2001)

Kritik von Johannes Pietsch

Nein, es fällt wirklich nicht leicht, dieser Fortsetzung gute Seiten abzugewinnen. Schon der erste "Scary Movie" war prinzipiell ein Film der Gattung "Parodien, die die Welt nicht braucht", verulkte er doch ausgerechnet neben hundert anderen Kinoerfolgen in erster Linie "Scream" und damit einen Film, der ja selbst bereits eine Parodie - wenngleich auch eine sehr intelligente - darstellte. Über Humor lässt sich bekanntermaßen trefflich streiten. Sind Kalauer an sich schon die schlechteren Witze? "Niemals!" schallt es gröhlend von der Schenkelklopfer-Fraktion. Und so kommt, gerade einmal ein Jahr später, das reichlich unnötige Sequel in die Kinos.

Warum derart schnell? "Scary"-Erfinder Keenan Ivory Wayans muss die Zeichen der Zeit erkannt haben. Das Genre der brachialen Gross-Out-Comedy - einst ausgelöst durch "Verrückt nach Mary" - befindet sich nach dem soundsovielten Tabubruch auf steiler Talfahrt, und auch der Horror-Boom scheint inzwischen nach so schwachen Reanimierungsversuchen wie "Schrei wenn du kannst", "Düstere Legenden 2" oder "Deep in the woods" in den letzten Zügen zu liegen. Daher schnell das Team von Teil eins zusammengetrommelt, ein paar abgehalfterte Hollywoodstars (James Woods, Tim Curry) oben draufgepackt, und fix die Fortsetzung heruntergekurbelt.

Der erste "Scary Movie" blieb allein dadurch in Erinnerung haften, dass er so ziemlich jedes Tabu mit dem Kalauer-Bulldozer über den Haufen walzte und damit tatsächlich einige ziemlich gelungene Gags erzielte, die in ihrer Krassheit schon beinahe surreale Züge trugen. In diese Kerbe versucht die Fortsetzung natürlich genauso zu stoßen, was jedoch weitestgehend in die (zumeist offen stehende) Hose geht. Was ist schief gegangen? Innerhalb nur eines Jahres hat sich die Bad-Taste-Gürtellinie durch Machwerke wie "Tomcats", "Ich beide und sie" oder "Ohne Worte" um so viele Klafter weiter gen Erdmittelpunkt verschoben, dass die gesamten Würg- und Brechreizeffekte und alle Körperflüssigkeitsfontänen in "Scary Movie 2" nur noch müdes Gähnen hervorrufen. Ein Film wie ein Orkan aus den Darmzotten des Teufels sollte es werden - herausgekommen ist ein laues, schwach müffelndes Lüftchen.

Statt der ewig gleichen Teenie-Slasher bedienen sich die Wayans diesmal des Handlungskonstrukts aus "The Haunting" beziehungsweise Jan de Bonts missglückten Remake "Das Geisterschloss". Als verrückten Professor mit Interesse an ebenso übernatürlichen wie weiblich gerundeten Phänomenen wird der inzwischen reichlich aufgeschwemmte Tim Curry in dem von Poltergeistern, verkrüppelten Hausdienern, notgeilen Skeletten, sprechenden Papageien und Menschen-rauchenden Haschischpflanzen bevölkerten Spukschloss installiert, was vielleicht ein ganz bisschen an seinen großen Spukschloss-Auftritt als Frank'n'Furter in der legendären "Rocky Horror Picture Show" erinnern soll. Die vorgeschaltete "Exorzist"-Veralberung hat weder inszenatorisch noch inhaltlich mit dem Rest etwas zu tun und wirkt - gegenüber dem faden Rest - noch am unterhaltsamsten.

Das Geistergekasper im Spukschloss bietet jedoch nur noch geballte Eintönigkeit. Der breit angelegte Blockbuster-Rundumschlag von Steven Spielbergs "Poltergeist" bis zu "Hannibal", "Charly's Angels", "Final Destination" oder "M.I. 2", ist so unmotiviert und vorhersehbar zusammenmontiert, dass sich schlicht und einfach kein Lacher einstellen will. Die Parodien kommen im Stakkato-Takt, viel zu schnell, abgehackt und zusammenhanglos, um als Gags zu zünden, stattdessen so monoton aneinandergereiht, dass sie ebenso wie die komplett intelligenzverweigendernde Handlung als reines Sedativum wirken.

Und die Brachial-Geschmacklosigkeiten, mit denen das Wayans-Kollektiv im ersten Teil noch locker allen Farellys dieser Welt Paroli bieten konnte, fallen schlicht und einfach zu harmlos aus. Die Kotzorgie in der "Exorzist"-Persiflage? Die gab es zig mal schlimmer in "Guest House Paradiso". Der furzende Priester? Das konnte Eddie Murphy im "Verrückten Professor" schon lauter. Und die von einer Spermafontäne geplättete Cindy (Anna Faris) ist dank Teil eins so vorhersehbar wie ein Auftritt von Karl Moik beim Musikantenstadl. Zoten für den schnellen Konsum, mehr hat "Scary Movie 2" nicht zu bieten. Wenn die denn wenigstens so weit jenseits der Geschmacksgrenze lägen, um all jene anderen grenzedebilen Vorgänger das Fürchten zu lehren, könnte man den Film wenigstens als Belastungsprobe für den Magen verwenden. Doch Keenan Ivory Wayans Gags sind einfach bleiern einschläfernd.

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Diese Kritik ist die Meinung von Johannes Pietsch.

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