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Kino - dafür werden Filme gemacht

Sass

2. Okt 2001, Astoria, Zwickau

Kritik von Enno Park

Eine einfache Methode, sich das Geld vom Finanzamt zurückzuholen, ist des nachts hinzugehen und es sich mit Schneidbrenner bewaffnet aus dem Tresor zu fischen. Das merken auch die Gebrüder Sass, deren Autowerkstatt im Berlin der 1920er Jahre bisher nur ein brotloses Dasein ermöglichte.

Erst holen sie sich nur ihre Steuern aus dem Landesfinanzamt zurück, dann erleichtern sie aber auch einen Safe nach dem anderen, um in bester "Clou"-Manier im Geld zu baden - oder es auch in die Briefkästen von armen Leuten zu stopfen. Mit gar nichts halten sie hinter dem Berg, alle Welt weiß, woher ihr Neureichtum stammt und dennoch kann ihnen Polizei und Staatsanwaltschaft nichts nachweisen. Anscheinend kommen sie wirklich damit durch, jedenfalls zunächst.

Ben Becker und Jürgen Vogel spielen sich als Gangster-Duo äußerst sympathisch und charis-matisch in die Herzen der Zuschauer. Dazu die üblichen Zutaten wie der Berliner Kiez, das frühe 20. Jahrhundert, Charlston und Arbeiter-Elend, die gefühlvolle Hure und die mondäne Geliebte (faszi-nierend: Jeanette Hain), der ewige Dialog zwischen Verbrecher und Verbrecherjäger, Katakomben und Nazis. In das Ensemble setze man perfekt passende Schauspieler ein, die ihre Arbeit auch wirklich gut machen, und gebe ihnen viele dankbare Dialogzeilen mit Witz, Ironie und Romantik. Und schließlich garniere man den Film mit Design und Kamera-Arbeit auf internationalem Niveau.

Herauskommen müsste ein Knüller, ein absoluter Klassiker. Schade, dazu langt es nämlich wirklich nicht. Gelgentlich leidet der Fortgang der Handlung unter logischen Brüchen - z.B. wenn sich das Gegeneinander von Kommissar und Gangster plötzlich in eine Freundschaft verwandelt - geschähe dies langsam und nachvollziehbar, hätte dieses seinen besonderen Reiz gehabt. Auch störend ist das ein wenig zu pathetisch in die Länge gezogene Ende.

So bleibt "Sass" nur an der Oberfläche dessen, was er erzählen will - wirkt aber in sich tiefer und stimmiger als "Commedian Harmonists". Fazit: Sass ist zu kurz! Hätte sich noch mehr Zeit nehmen können, alles in Ruhe zu erzählen und wäre dann vielleicht ein wirkliches Epos geworden. Trotzdem ist es schönes Unterhaltungskino mit Ironie, Abenteuer, Eleganz und Zeitkolorit. Zu keiner Zeit langweilig, schwankend zwischen einem modernen Robin-Hood-Märchen und einem Mafia-Thriller ohne eines von beidem zu sein, jedoch mit einem hinreißenden Gespann Becker-Vogel ein mehr als angehmer Zeitvertreib.

Deutschland 2001, 112 min
mit Ben Becker, Jürgen Vogel, Henry Hübchen, Julia Richter, Jeanette Hain, Karin Baal, Otto Sander
Regie: Carlo Rola

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Diese Kritik ist die Meinung von Enno Park.

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