Es war einmal eine kleine Yeti-Dame, die lebte glücklich und zufrieden in San Francisco und ging auf eine kitschige US-Highschool. Eines Tages erfuhr sie, dass sie eine Prinzessin sei. Als erstes versuchte man, ihre Zotteln zu entfernen, aber oh, weh: Was wir zu sehen bekamen war keine Prinzessin, sondern eine 15jähriges zukünftiges Playboy-Ausklappbild. Um es gleich zu sagen: Der Film hat einen dicken, fetten Schönheitsfehler: Die Prinzessin. Natürlich ist sie kein Yeti, aber wenn es nach dem Drehbuchautor geht, soll sie wohl sowas ähnliches sein. Vielmehr ist sie, bevor sie in die Fänge der Coiffeure und Hofschranzen gerät, ein sehr hübsches junges Mädchen mit einer coolen schwarzen Brille und einem riesigen Wust hinreißender, haarbürstenverschluckender Locken. Eine richtige kleine Persönlichkeit. Nach ihrer Verwandlung ist sie zurechtpoliert und langweilig wie diese ganzen Bikini-Queens auf Schönheitswettbewerben. Die Verwandlung betreibt die Oma, Königin irgendeines europäischen Staates. Sie möchte, dass die Enkelin auf den Thron folgt. Natürlich kommt unsere kleine Prinzessin so gar nicht klar mit Etikette und Erwachsenwerden und trampelt von einem Fettnäpchen ins nächste. Das ist über weite Strecken des Filmes ausgesprochen amüsant, vor allem weil gut gespielt. Es macht sogar weit jenseits der Zielgruppe Spaß, der Prinzessin (Anne Hathaway), der Königin (Julie Andrews) und dem herrlich feinironischen Diener (Hector Elizondo) zuzusehen bei Backfischproblemen, Tölpelhaftigkeiten, Paparazzi-Verfolgungsjagden und Königin-werden. Natürlich wird die kleine Yeti-Dame mal Königin, aber dass das nicht gerade ein Happy Ending ist, darüber war ich mit meiner Begleitung einig. Hinter der der 60er-Jahre-Disney-Familienfilm-Fassade im Mary-Poppins-Look verbirgt sich eine stockkonservative wie bedenkliche Botschaft: Persönlichkeit zählt nicht, nur Konformismus. Wichtig ist nicht dein Typ, sondern das Schönheitsideal. Auch deine persönliche Entfaltung interessiert nicht, du hast deine Pflicht zu tun. Nun, wenn es meine zweifelhafte Pflicht wäre, König eines Dolomiten-Zwergstaates zu werden, würde ich ganz sicher nicht abdanken. Sondern nach 6 Monaten die Demokratie ausrufen und still und heimlich mit der Kohle nach Monaco oder ins Wendland verschwinden. - "Plötzlich Prinzessin" ist kurzweilig und oft wirklich komisch, bauscht den faden Plott mit tollen Schauspielern und klasse Dialogen ein gutes Stück auf. Unter dem Zuckerguss steckt aber nichts weiter, als ein weiteres Stück pseudo-harmloser Gehirnwäsche für die amtierende Barbie-Generation. Da stört dann auch nicht mehr all der Kitsch, dass Oma Königin ein dufter Kumpel sein kann oder wahre Freundschaft alle Klassenschranken überwindet. |
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Diese Kritik ist die Meinung von Enno Park.