Wenn die Graugans auf die große Reise geht, ist normalerweise ein betulich-entspannender Fernsehabend à la Sielmann angesagt. Wenn die Kamera ihr jedoch unter Brücken und durch Täler folgt, ist es fast schon ein wenig wie Star Wars. Bedenkt man dann noch, dass echte Tiere in freier Wildbahn gefilmt wurden, ist das Ergebnis geradezu sensationell. Wirklich nicht umsonst hält sich diese französische Tierdoku seit Wochen in den Top-Ten der Kinocharts. Doch halt: Eine Doku ist es eigentlich nicht, genauso wenig eine dieser Tiere personifizierende Disney-Kitschproduktion, sondern irgendwas dazwischen, das in kein Genre passt. Der Film begnügt sich mit spärlichen Texteinblendungen und noch seltener gesprochenen Kommentaren. Stattdessen gibt es eine lange Reihe von wundervollen Naturaufnahmen mit außerordentlich entspannendem und meditativem Charakter. Aufregend ist "Nomaden der Lüfte" dennoch, zumindest für den Cineasten. So (fast) ganz ohne Computer und doppelten Boden die Vögel aus allen möglichen und (scheinbar) unmöglichen Perspek-tiven zu zeigen, ist eine filmische Meisterleistung, die zurecht eine Reihe von Preisen nach sich zog. Die Bilder lassen mal schmunzeln, sind mal majestätisch, rauben bisweilen den Atem und langweilen nur selten. Wenn Vogelschwärme sich unter Wolken mischen oder Fluganordnungen sich in der See spiegeln, schlägt das Herz jedes Ästheten mit Sinn fürs bewegte Bild höher. Wobei "Nomaden der Lüfte" durchaus nicht perfekt ist. So brillant die Kamera, so holprig bisweilen der Schnitt. Auch wenn man sich Mühe gab, den Bildern einen Rahmen zu geben und einen Bogen über Jahreszeiten und Länder zu spannen, dabei gar nichts aussparte, auch nicht die Jäger, die die Zugvögel unterwegs vom Himmel schießen: Der Film ist für diese Art des Inhaltes und die Darstellung schlicht zu lang und man ertappt sich irgendwann beim Blick auf die Uhr. Frankreich/Spanien/Deutschland, 99 min Regie: Jacques Perrin |
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Diese Kritik ist die Meinung von Enno Park.