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Kino - dafür werden Filme gemacht

New York Taxi

Gesehen am 29.12.2004 im Residenz Kinocenter (Bückeburg)

Bundesstart: 27.01.2005

Kritik von Johannes Pietsch

Im zeitgenössischen Kino gibt es einige ungeschriebene Gesetze. Zum Beispiel: Wenn in einem amerikanischen Film ein Rap-Star die Hauptrolle spielt, dann halte man sich tunlichst fern (Daß es natürlich von dieser Regel die eine oder andere Ausnahme gibt wie Walter Hills "Trespas" oder Ernest Dickersons "Surviving The Game" sei nur am Rande erwähnt). Oder: Verirrt sich ein Top-Model aus der Glamour-Welt des Haute Couture in die Besetzungsliste eines Hollywoodstreifens, so vermeide man diesen ebenfalls. Und ganz besonders wichtig: Verbricht die Traumfabrik mal wieder das Remake eines wirklich oder vermeintlich erfolgreichen nicht-amerikanischen Streifens, so mache man einen ganz besonders weiten Bogen darum. Trifft alles drei zusammen, so hat man es vermutlich entweder mit einer dieser ganze wenigen Ausnahmen der besagten Regeln zu tun, oder aber mit einer filmischen Kolossal-Pleite. Im Falle von Tim Storys "New York Taxi" ist es definitiv Zweiteres.

Daß die Ursache für die chronische Remake-Wut amerikanischer Filmstudios weniger in den außenpolitischen Doktrin der Bush-Regierung sondern mehr in der persistierenden Ideen-Armut der jenseits des Atlantiks beschäftigen und massiv überbezahlten Drehbuchautoren zu suchen ist, ist eine altbekannte Tatsache, ebenso wie der Sachverhalt, daß amerikanische Remakes nicht-amerikanischer Kino-Erfolge von ganz wenigen Fällen abgesehen (Gore Verbinskis "The Ring" oder Cameron Crowes "Vanilla Sky" seien als seltene Positiv-Ausnahmen genannt) vergleichsweise wenig taugen, selbst wenn es sich wie bei Ole Bornedals "Nightwatch" oder Dick Maas' "Down" um Eigenremakes handelte.

Wenn sich aber die großen Studios Hollywoods jetzt bereits bemüßigt fühlen, allenfalls mittelmäßig zu nennende Kinoklamotten neu aufzukochen, dann kann es um die Innovationsfähigkeit der Traumfabrik wirklich nicht mehr gut bestellt sein. Denn die filmische Karosserieblech-Ramschware "Taxi", geschrieben und produziert vom Meister der großkalibrig inszenierten Null-Handlung Luc Besson, war schon im französischen Original trotz hohen Stunt-technischen Niveaus nur eine unausgegorene Mischung aus pubertärem Radau-Humor sowie grobschlächtiger und wenig treffsicherer Satire. Die Geschichte um einen großmäuligen Taxi-Chauffeur aus Marseille und seinen linkischen Polizisten-Freund fand zwar in Frankreich selbst ein begeistertes und überwiegend jugendliches Publikum, stieß aber im übrigen Europa und den USA auf schroffe Ablehnung.

Wären das nicht schon schlechte Voraussetzungen genug für einen wirklich miserablen Film, so macht die Besetzungsliste endgültig alles zunichte. Welche rauschmittelinduzierte Umnachtung Regisseur und Produzenten der amerikanischen Neuauflage geritten haben mag, für den Part des bulligen Aufschneiders Sami Nacéri im Original ausgerechnet die weder optisch noch darstellerisch auch nur ansatzweise ansprechende Rap-Matrone und Weight-Watchers-Kandidatin Queen Latifah zu casten, dürfte ebenso unbeantwortet bleiben wie die Frage, was ein schlicht und ergreifend völlig unkomischer Möchtegern-Mime wie Jimmy Fallon als Detective Washburn die enervierend langweiligen 97 Filmminuten zusammenhampelt: Fallon spielt weder witzig noch sympathisch, sondern in jeder Szene und Dialog-Zeile einfach nur entsetzlich peinlich, nervtötend und für den Zuschauer so anstrengend wie Huckepack mit den Wildecker Herzbuben, was hoffen läßt, daß seine erste Hauptrolle für möglichst lange Zeit auch die letzte bleibt.

Möglicherweise als Kontrast für das weder sonderlich unterhaltsame noch ästhetische Buddy-Gespann führt die Besetzungsliste Jennifer Esposito als Washburns Vorgesetzte und Top-Model Gisele Bundchen als Anführerin eines durchaus ansehnlichen brasilianischen Bankräuberinnen-Trios ins Feld. Allerdings können Polizei-Chefin und Bankräuberinnen allenfalls optisch etwas gut machen, darstellerisch agieren sie ebenso unterirdisch wie der grimassierende Hampelkasper und das taxifahrende Fettgewebe in den Hauptrollen.

Inhaltlich gibt sich "New York Taxi" nicht als reines Remake, sondern als lose zusammengeschnittener Szenen-Klau aus allen drei französischen "Taxi"-Filmen. Daß man aus dem Macho-Rauhbein Daniel des Originals eine Frau und eine Schwarze noch dazu machte, sollte wohl zum einen der Emanzipation und zum anderen dem Multi-Kulti-Bedürfnis des jugendlichen US-Kinopublikums Rechnung tragen. Doch Queen Latifah hat als auto-tunende PS-Braut ungefähr so viel Street-Credibility wie ein vor brennenden Mülltonnen rappender Daniel Küblböck, und das technisch aufgemotzte Wundergefährt, im französischen Original der heimliche Star des Films, wird mit seinen wenigen und unvorteilhaft gefilmten Szenen völlig unter Wert verkauft.

Über die belanglose Handlung, eine wirr zusammengesponnene Jagd der beiden ungleichen Partner Fallon und Latifah nach genanntem Bankräuber-Trio, braucht kein weiteres Wort verloren werden. Gibt es dafür in "New York Taxi" wenigstens etwas zu lachen? Nein. Tim Storys Remake schafft es als Komödie in traurigen 97 Filmminuten, nicht einen einzigen gelungenen Lacher zu servieren. Dafür umso mehr himmelschreiende Peinlichkeiten, wie zum Beispiel gleich zu Beginn eine Queen Latifah als hochathletische Mountain-Bike-Göre, die sich auf per Drahtesel in furiosem Tempo ihren Weg durch den Großstadt-Dschungel bahnt. Die Einführung von Hauptdarsteller Fallon in der Maske eines grausam chargierenden Latino-Gangsters bei einer vergeigten Drogengeldübergabe gerät nicht weniger hochnotblamabel.

"New York Taxi" ist so sehenswert wie eine leere Packung Tütensuppe, so unterhaltsam wie ein Wochenende in der Autowaschanlage und so witzig wie ein Kolbenfresser auf dem Überholstreifen der Autobahn 7 bei Walsrode. Keine gute Empfehlung für den Regisseur, der mit der Verfilmung der "Fantastic Four" eines der größten Blockbuster-Projekte dieses Jahres übertragen bekam. Ab dafür!

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Diese Kritik ist die Meinung von Johannes Pietsch.

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