Vor vier Jahren feierte Regisseur Peter Cattaneo mit seiner charmanten Komödie „Ganz oder gar nicht“ einen sensationellen Welterfolg. Der acht Millionen Dollar teure Film spielte weltweit 260 Millionen Dollar ein. Mit dem Nachfolger „Lucky Break“ behält der Brite das Konzept bei. Seine Knastis, die hinter Gittern ein dilettantisches Musical einstudieren, um bei der Premiere zu fliehen, sind ebenso liebenswert wie die arbeitslosen Stripper aus „Ganz oder gar nicht“. Trotzdem reicht „Lucky Break“ nicht ganz an den Vorgänger heran. Als die Kleinkriminellen Jimmy Hands (James Nesbitt) und Kumpel Rudy (Lennie James) ihren ersten großen Coup, einen Banküberfall, starten, geht alles schief. Rudy sperrt sich selbst ein und Jimmy wird auf der kurzen Flucht gestellt. Die beiden werden verhaftet, sollen für fünf Jahre hinter Gitter. Im Gefängnis treffen sich beide wieder, obwohl Rudy immer noch sauer ist, dass sein Kompagnon ihn hat sitzen lassen. Nach einiger Zeit hat Jimmy das Interesse an einem langfristigen Aufenthalt im Knast verloren und versucht einen Fluchtplan auszuarbeiten. Da kommt ihm ein Spleen des Gefängnisdirektors Mortimer (Christopher Plummer) gerade recht. Der Musik-Fan hat ein eigenes Musical geschrieben, die Gefangenen sollen es aufführen. Der Knackpunkt: Die Premiere findet in der „alten Kapelle“ statt – und das ist der Schwachpunkt der Anstalt. Von dort aus soll die Flucht gelingen. Auch Gefängnispsychologin Annabel (Olivia Williams) unterstützt die Initiative der Häftlinge. Dummerweise wird sie dazu verdonnert, die weibliche Hauptrolle zu spielen, während Jimmy die Titelrolle übernimmt. Die beiden kommen sich bei den Proben zu „Nelson – Das Musical“ langsam näher… Mit „Lucky Break“ ist Peter Cattaneo ein durchaus würdiger Nachfolger für „Ganz oder gar nicht“ gelungen, auch wenn der Film nicht ganz an sein Kinodebüt heranreicht. Mit britischem Humor in bester Tradition unterhält die Geschichte der liebenswerten Verlierertypen. „Lucky Break“ ist kein Gagfeuerwerk nach Schenkelklopferart, sondern schlicht amüsant und vor allem reichlich charmant, was schon „Ganz oder gar nicht“ zu dem großen Erfolg verhalf. Die Chemie der guten Hauptdarsteller James Nesbitt („Lang lebe Ned Divine“) und Olivia Williams („The Sixth Sense“, „Rushmore“) stimmt. Sicherlich ist „Lucky Break“ spiegelt „Lucky Break“ den Gefängnisalltag nicht unbedingt realistisch wider. Dafür sind die Figuren, die alle ihre menschlichen Schwächen haben, zu gutmütig gezeichnet, aber das war auch nicht Cattaneos Absicht. Eine Schwachstelle bildet der Charakter des Gefängnisdirektors. Denn dieser ist bestenfalls exzentrisch, aber im Grunde mindert die Figur des tranigen Knastchefs die Glaubwürdigkeit der Geschichte, die sich jedoch nie über die Figuren lustig macht - der Zuschauer lacht mit den Protagonisten, nicht über sie. Neben den witzigen Elementen hat „Lucky Break“ aber auch unheimlich bewegende, ernste Momente zu bieten. Die Qualität, Humor mit Tragik zu verbinden, zeichnet das britische Kino von je her aus, ganz im Gegensatz zu den meisten deutschen Produktionen.
Großbritannien 2001 |
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Diese Kritik ist die Meinung von Carsten Baumgardt.