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Keinohrhasen

Kritik von Thoralf Haß vom 07.01.2008

Ein neuer Konkurrent für Bully & Co!

Til Schweiger entwickelt sich immer mehr zum Spezialisten für niveauvolle Komödien und damit zum direkten Konkurrenten für Bully Herbig und Otto. Aber während Otto seine uralten Gags zum hundertsten Male neu aufwärmt und Bully alles respektlos parodiert, was bei drei nicht auf den Bäumen ist, bedient sich Schweiger bei den amerikanischen Screwball-Komödien, welche sich durch rasante Wortgefechte und komplizierte Personenbeziehungen auszeichnen.

Sein neuer Film "Keinohrhasen" ist ein würdiger Nachfolger für Schweigers Vorgänger-Komödie "Wo ist Fred?" und bringt den Titelhelden wieder in außergewöhnliche Situationen!

Die Story: Ludo (Til Schweiger) ist ein Boulevard-Reporter, dem nichts zu peinlich ist, um an seine Story zu kommen. Als er bei einem seiner Aufträge in die Verlobungsfeier von Vladimir Klitschko und Yvonne Catterfeld platzt, landet er dafür vor Gericht. Zu dumm nur, daß sein Rechtsanwalt der Ex-Mann der Richterin ist, die über Ludo die Gelegenheit nutzt, alte Rechnungen mit ihrem Ex zu begleichen. Und so wird Ludo zu 300 Stunden Sozialarbeit in einem Kinderhort verurteilt. Was Ludo aber nicht (mehr) weiß: Anna (Nora Tschirner) - die Leiterin der Einrichtung - kennt Ludo von früher und wurde als kleines Kind von Ludo wegen ihrer dicken Brille gehänselt. Sie sieht nun ihre Chance gekommen, Rache zu nehmen. Und ab jetzt nimmt die Handlung Fahrt auf: Anna und Ludo zeigen dem jeweils Anderem, was man von ihm hält, nämlich nichts. Herrliche Dialoge und Slapstick-Einlagen wechseln sich fast im im Minutentakt ab. Sie läßt die Chefin heraushängen und er will ihr beweisen, wer der Mann im Hause ist, und macht sich dabei doch nur zum Deppen. Aber auch Anna kommt nicht ungeschoren davon. Und irgendwann landen die Beiden doch noch im gleichen Bett, weil sie erkennen, dass der Andere ja doch irgendwie ein netter Mensch ist und einen weichen Kern hat unter der rauen Schale.

Wie es sich für eine romantische Komödie gehört, dauert es aber noch eine ganze Weile, ehe sich Ludo und Anna endgültig kriegen. Immer wieder kommt etwas dazwischen.

Getreu der alten Film-Weisheit "Bei Drehs mit Kindern oder Tieren kannst Du immer nur verlieren" versucht Til Schweiger gar nicht erst zu punkten und überläßt den Kindern bereitwillig das Feld. So ist Zeit für ein paar schöne, liebenswerte Szenen zwischen Ludo und den Kindern der Hortgruppe. Manchmal reicht sogar schon eine einzige Handbewegung seines Filmhelden an die Mütze eines der Mädchen für etwas "Oh-wie-süß"-Stimmung. Daß Til Schweiger und die Kinder ihren Spaß während der Dreharbeiten hatten, liegt wohl auch daran, daß Schweigers leibliche Kinder mitspielen durften. Ansonsten spielt Til Schweiger souverän und mit sichtbarem Vergnügen, wie man es von ihm gewohnt ist.

Im direkten Duell mit Nora Tschirner zieht Til Schweiger allerdings häufig den Kürzeren. Das liegt aber eindeutig an Nora Tschirner, die selbst mit dicker Brille, ungepflegten Haaren und Schlabber-Klamotten noch verdammt sexy aussieht und auch ein Gespür für Komik besitzt. Man traut ihr ja Einiges zu, auch daß sie laut sein könnte. Aber daß sie so laut sein kann wie in der Szene im Krankenhaus, das war schon überraschend (und witzig zugleich)! Til Schweiger und Nora Tschirner werden zwar nicht das neue Traumpaar, aber die Harmonie zwischen Beiden stimmt, was unübersehbar ist.

Jürgen Vogel spielt sich im Film selbst und nimmt sich dabei sogar selbst auf die Schippe. Und wer bisher der Meinung war, Schauspieler sollten ein tadelloses Gebiß haben, muß sich nur mal Jürgen Vogel mit vollständigen Zahnreihen anschauen. Ein Fall fürs Gruselkabinett! Kein Wunder also, daß seine Zähne sein Markenzeichen sind!

Viele Nebenrollen sind mit bekannten Gesichtern besetzt (Wolfgang Stumph, Armin Rohde, Rick Kavanian, Christian Tramitz), wobei man oft den Eindruck hat, diese Rollen wurden nur geschrieben, damit die Künstler einen Gastauftritt bekommen. Gerade Wolfgang Stumph als Taxifahrer wirkt deplatziert, was aber durch die Schlußszene am Taxistand wieder ein wenig wettgemacht wird.

Die Filmmusik ist manchmal zu laut, so daß sie einzelne Dialoge übertönt. Und warum der Film eine Altersfreigabe ab 6 bekommen hat, ist mehr als fraglich, zumal einige Andeutungen, Gags und Dialoge eindeutig unter die Gürtellinie zielen!

Wer erwachsen genug ist, hat garantiert seine Freude mit dem Film und darf sich auf 115 Minuten Unterhaltung vom Feinsten, jede Menge Gags, viel Romantik sowie einem heiteren "Wer spielt noch alles mit?"-Raten freuen!


Diese Kritik ist die Meinung von Thoralf Haß.

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