Als Neil Armstrong am 20. Juli 1969 seinen Fuß auf den Mond setzte, hätte beinahe niemand etwas gesehen. Dass schließlich doch 600 Millionen Zuschauer dabei sein konnten, lag an einem Radioteleskop mitten in einer australischen Schafweide. "The Dish" erzählt die Geschichte dieser berühmten Fernsehübertragung. Da die Nasa von ihren amerikanischen Radioteleskopen aus den Mond nicht immer im Auge behalten kann, wird ein weiteres Teleskop auf der südlichen Erdhalbkugel benötigt: eine riesige Schüssel in Parkes, Australien. Da Parkes in der tiefsten Provinz liegt und sich neben Nasa-Vertretern auch der amerikanische Botschafter sowie der australische Prime-Minister angesagt haben, gerät das Städtchen völlig aus dem Häuschen und stürzt sich fieberhaft in die Vorbereitungen dieses besonderen Tages. Eher gemächlich als fieberhaft laufen die Arbeiten an der Schüssel selber. Das ändert sich schlagartig, als die Station wegen einer technischen Panne den Kontakt zur Apollo 11 verliert und der Nasa kurzerhand vorlügt, das Problem läge woanders. Es bleiben nur wenige Stunden, die Raumkapsel wiederzufinden. Der Film schafft es tatsächlich, aus der technischen Panne und der fieberhaften Arbeit ein hohes Maß an Spannung zu schöpfen - und das, obwohl er gänzlich ohne Bösewicht, Suspense und Action auskommt und obendrein auch noch sehr langsam erzählt wird. Respekt. Das ändert nichts daran, dass die Geschichte, wohl auch wegen der wahren Begebenheit, die ihr zugrunde liegt, einen Konstruktionsfehler hat: Sie ist gerade gegen Ende, wo alles auf einen Höhepunkt zutreiben sollte, quasi gänzlich frei von Spannung. Der Regisseur versucht wacker, diesen Mangel durch pathetische Bilder der Schüssel, der Mondlandung und staunender Menschen zu retten, die ihre Münder aufsperren, als hätten sie gerade eben erst in einem Spielberg-Flim mitgespielt. Die gesamte Story plätschert im Fernsehfilm-Niveau dahin. Die harmlos netten Bewohner von Parkes werden allzu oberflächlich und garantiert frei von schwerwiegenden Konflikten gezeigt, menscheln aber entzückend von einem Gag zum nächsten. Interessante Charaktere sucht man vergebens: Leider alles nur ein Stelldichein der Klischees. Allerlei eingebaute Gags und durchaus vorhandener Dialogwitz kommen gelegentlich an, verpuffen aber genauso häufig. "The Dish" erinnert stark an die die Disney-Realfilme der 50er und 60er Jahre: Irgendwie ganz nett, aber im Endeffekt viel zu harmlos, fade und: leider langweilig.
Australien 2000, 101 min |
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Diese Kritik ist die Meinung von Enno Park.